Das Wesen der Psychonautik - Annäherung in Form einer phänomenologischen Ur-Sehnsucht

Gedanken zum Wesen der Psychonautik


"Nicht allein unser Verstand (Kopf / Hirn) liefert potentiell Erkenntnis; die uns eingeschriebene genetische Signatur (Bauch / Eingeweide) liefert uns Aufgehobensein, Heimat und Orientierung. Man könnte es das "überfließende" Potential mythischer Intelligenz oder mit C.G. Jung auch kollektives Bewusstsein nennen." 



Die Kraft der Seele, unser gött'lich Teil, die Angst (noch) nicht kennt. Vielmehr ist es sie, die die Narrative menschlicher Erkenntnis fürchten MUSS (im Sinne von Ehrfurcht); diese Furcht mag damit zusammenhängen, dass heute nichts mehr heilig sein und einfach alles verwertet werden darf und soll. Selbst die Würde des geschaffenen menschlichen Körpers und seine Natur muss sich heutzutage zur Disposition stellen lassen. Daher auch die Furcht, die so ewig zu sein scheint wie die Schöpfung selbst. Der Grund dieser Furcht findet sich in ihrem Ur-Sprung hinein in die Zeit, die erst in der Erfahrung einer Endlichkeit als ewig erscheint; daher auch die Opposition aus Furcht gegen eine der furchtbarsten Meinschheits-ErzählungenDie Existenz des Todes durch unsere tief empfundene Realität der Endlichkeit, die größte Kränkung eines selbstbezogenes Seins. Unsere Seele fürchtet dessen unheilvolle Existenz, will sich aus dem bedrohlichen Menetekel lösen und fleht deshalb um Freigabe, um die großen Menschheitsmythen mit der Ihnen eingeschriebenen Kraft zu transzendieren.


So erinnere ich die Nächte, in der ich als Knabe wach lag und in mir selbst nachspürte, das mein junges Leben bereits einen Vorlauf haben müsste. Der unendliche Raum über mir, durch dessen Ausdehnung das Vergehen der Zeit spürbar war, lieferte keinen Anhaltspunkt über einen Anfang, so weit er bereits von mir aus gesehen in der Vergangenheit gelegen haben muss. Ich spürte deutlich das Gefühl von Ewigkeit und einen noch offen stehenden Zugang zur Vergangenheit und ihrer Zukunft. Gar nicht konkret und bereits fest gefügt, die Koordinaten von Zeit und Raum schienen damals noch frei beweglich. Und so wurde ich bereits frühzeitig, noch vor langer, sehr langer Zeit, wie es mir schien, ein Reisender in Raum und Zeit. Ein Gefühl von schwereloser Schwerkraft, das mich hinaus ziehen wollte aus meinem körperlichen Zustand, den ich verlassen hätte können - so fühlte es sich damals jedenfalls an, die Erinnerung daran ist mir bis heute eingeschrieben. Das Vorhandensein (scheinbar) "kosmischer" Kräfte aber machte mir damals (wie heute noch) große Angst, wobei ich diese Empfindung heute Furcht neben würde, denn es tat sich ein schwarzes Loch auf, es dehnte sich um mich herum aus, als wollte es mich mit sich fortziehen. So verbrachte ich früh meine Nächte in einem pulsierenden Spiel von Aufbruch aus meinem Körper heraus und einer begleitenden Verfestigung in ihn wieder hinein. Träume waren es wohl, waren Ursprung und Auslöser dieses merkwürdigen und auch furchteinflößenden Spiels. 

Später dann sollte ich Erklärungen für die Zustände dieser "Bewusstseinsbewegungen" suchen müssen. Damals konnte oder durfte ich deren Räume noch gedanklich frei betreten; mit beginnender Rationalisierung durch Erziehung und Sozialisierung vergaß ich allmählich diese frühkindlichen, nächtlichen Reisen. Immer mehr traten sie hinter gängigen Erklärungen, Verhaltensmustern, Vorschriften, Bedingungen und Erkenntnissen zurück. Das zunächst freie Spiel verfestigte sich zunehmend in den Zeitkoordinaten des enger werdenden Raums. 

Im Rückblick fühlt es sich an wie eine Preisgabe, in der die Freiheit an Bewegung suspendiert wird zugunsten eines Gewinns an Selbstbewusstsein und intellektuellen Schwindels. Könnte es sein, dass sich der unendliche Raum, der mich umgeben sollte, in mich selbst hinein kontrahiert hatte, gierig, so wie die Gier nach Leben einst alles verschlungen haben wird können, was als Leben in der Schöpfung angelegt worden war? Indem die Geschaffenen ihrem Schöpfer selbst  den Schöpfungswillen aus der Hand reißen werden? Sind diese Zusammenhänge mythischer Ausdruck der seit Ewigkeit tobenden Kämpfe um den angestammten Sitz auf dem Thron im Himmel? Einer Titanomachie, wie sie in der griechischen Mythologie als Kampf um Vorherrschaft über alles Geschaffene erzählt? Oder eher doch als eine Erzählung, mit der Gott den Menschen zur Freiheit hin schuf "Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott, * du hast ihn gekrönt mit Pracht und Herrlichkeit." (Psalm 8,6)? Dafür musste ER Ebenbildlichkeit zulassen und somit diesen ewigen Kampf zwischen Selbstermächtigung und Selbstbeschränkung ins Leben rufen. Wird sich dieser Kampf, dieses ewige Pulsieren je befrieden lassen? Lässt das Versprechen - dass mit dem Ende der Erzählung vom Tod zur Erneuerung weiteren Lebens ewiges Leben enstünde, indem reales Leben sein Ende fände - dieses lebendige Ende erwarten? Und wäre Anfang und Ende erneut der Preis, um den es hier geht? Eschatologisch machte das durchaus Sinn, der sich in christlichem Glauben verfestigen lässt. Als hermetischer Zirkel einer ewigen Wiederkehr des Ur-Bildes im Neugeborenwerden bleibt er erhalten um den Preis, das niemals Ruhe einkehrte und titanisches Ringen fortgeschrieben würde. "Darum habe ich in meinem Zorn geschworen: * sie sollen nicht eingehen in meine Ruhe." (Psalm 95,11. 

Damals aber war ich noch weit entfernt von derartigen Räsonnements. Alles war viel einfacher, aufgehoben in mythischen Erklärungen, deren Raum durch Axionometrie noch nicht verengt war. Der stattdessen weit erfüllt und offen war mit allerlei sich widersprechenden Geschichten und Erzählungen. Eine kontingente Welt, in der Zukunft offen bleiben darf und nicht durch Erkenntnisse aus der Vergangenheit bereits erschlossen und durchmessen scheint. 

Damals noch schien eine vormalige innere Instanz in mir zu wirken - war sie das, was heute als Seele bezeichnet wird? Jedenfalls meldete sie sich zu Wort und bat um Freigabe. Ich versprach es ihr (wie es mir heute erscheinen mag) unter einer Bedingung oder sagen wir lieber auf dem Umweg einer Bitte: denn erst Bewusstsein scheint Bedingungen hervorzubringen -, und diese scheinen daher meist  - oder gar immer? - einer individuellen, quasi furchtlosen, daher furchtbaren (bar jeder Furcht) Logik zu folgen. Dieser Teil der Geschichte spielte aber noch vor der Zeit, zu der mythischen Zeit eines Vor-Bewusstsein, das sich stets aufs Neue im Mutterleib ein weiteres Mal konstituiert und ein weiteres Mal geboren werden muss. Daher hatte auch meine Bitte noch doppelte Zukunft; sie würde etwas hervorrufen, das erst im eigenen Werden selbst einmal wird "wahr" werden können. All dies trug sich zu, wie es sich sagen ließe, nicht im Leib meiner Mutter, sondern viel früher noch, vermutlich zu einer Zeit, als es noch die EINE Ur-Mutter gegeben haben müsste... 

Also, meine Bitte lautete: "Liebe Seele, wenn ich dich freigäbe, würdest du mich die Furcht lehren und aus dieser Furcht heraus ewiges Leben verheißen wollen?" Meine Seele schmunzelte sehr, geriet doch in mythischen Zeitläufen auch Freude noch unbegrenzt...sie also freute sich auf den Raum der Freiheit und begab sich auf Reisen und ich mich auf die Suche nach den Früchten jener Verheißung. Über die Zeit begann ich aber an der mir anbefohlenen Furcht zu zweifeln; sie war mir nicht mehr genug; ich würde bald schon säumen der Furcht weiterhin zu huldigen. Stattdessen würde ich Zweifel zulassen und zu glauben beginnen, was Wissen-schaft uns verkündet. Und man erzählte mir ungeheuerliche Geschichten, die ich zunächst gar nicht glauben wollte. Und damit noch nicht genug. Angst sollte ab sofort mein Herrscher sein. Also würde ich mit hinein in eine alles verschlingende Angst gezogen um den kleinen, dummen Kerl, der ich nunmal war, zu mäßigen; solcherart die Angst, dass es nach menschlicher Erwägung ewiges Leben gar nicht geben könne. 

War doch aber meine Seele in und mit mir noch in mythischer Vorzeit bereits in Verhandlung getreten und hat die Verheißung auf ewiges Leben in Aussicht stellen wollen. Nach qualvollem Ringen, im Kindergarten, in der Schule, fing es auch mir schließlich an, von meiner Furcht Abstand zu nehmen und zu glauben, nämlich dieser Angst zu glauben, veruntreute daher mein Versprechen und sperrte meine (solcherart gequälte) Seele fest ein. 

Dafür begab sich mein Körper alsbald auf Reisen, der dabei ruhelos und bodenlos wurde, der so aber bald seinen Halt verlor, und seine eigentliche Bestimmung unter den BEDINGUNGEN von Bewusstsein nicht mehr finden wollte... 


Nach vielen Jahren und vielen Reisen war meine Seele schließlich sehr, sehr müde, von Mattheit erfasst und wurde unendlich traurig und führte mich schließlich zur Dunkelheit, in den schwarzen Abgrund hinab, den ich einst träumte, damit ich dort mein Bewusstsein oder auch nur die bedingten Bedingungen des Bewusstseins wieder ablegen möge, die größte aller Irrwege und den größten Feind aller Furcht. 

Nun, im dunklen Abgrund, dem Innersten Hades, war es so, dass ich dort nichts, gar nichts, nichts als Erinnerungen fand. Aber durch diese Ur-Erinnerung fand ich zurück in die Ur-Zeit. Und dort endlich fand ich auch das Versprechen meines Lebens wieder. Meine Seele bat und bittet mich doch immer noch um Freigabe aus des Fesselung von Bewusstsein!!! Es dauerte, qualvoll lange, aber über eine Zeit konnte ich meine Seele schließlich doch neu freigegeben, indem ich auf ihrem fruchtbringenden Acker die Furcht wieder bestellte und auf Reisen schicken konnte, zurück in der Zeit. Und sie nahm mich mit auf ihre Reise. Und sie verhalf mir als Reisender meiner Seele zu meiner Berufung eines ewigen Psycho-Nauten, der die wissenschaftlich determinierte Begrenzung von Raum und Zeit nicht an-er-kennt, aber sehr wohl seine irdische Endlichkeit in alle Ewigkeit hinaus seither schon zu spüren weiss. 

...man könnte noch hinzufügen: und wenn diese Geschichte nicht wahr wäre, in dem Sinne, dass es sich damals genauso anfühlte, wie jetzt in mein Bauchgefühl fest "eingeschrieben", wäre sie nichts als ein weiterer Mythos. Aber das ist nun wirklich ein ganz andere Geschichte!!!...  

Diese Gedanken waren formuliert und in dieser Geschichte bereits erlebt, als ich versuchte sie in die Ursprünge alles Seins, somit auch meines Lebens, meines Seins, zurückzuführen. Und ich sie deshalb zurück ins Leben stellte, an die ewige Furcht, sehnsüchtig empfunden in einer tief empfangenden Liebe, die von Beginn an mein Innerstes, meine Seele berührte...und ich später als Worte sie fand: "Siehe, an Treue im Innersten hast DU gefallen * im Verborgenen lehrst Du mich Weisheit" (Psalm 51,8)

Gedanken aus 2019
Letzte Überarbeitung: 12. Mai 2022

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