Last der Entscheidung

3. Intervention:

Nachdem zwei der drei Mieter der Zimmer für sich Verantwortung übernommen haben, ihr Zimmer gekündigt haben um weiteren Streitigkeiten aus dem Weg zu gehen, wird die "Allianz" mit dem verbliebenen Mieter gesucht mit dem Ziel, Strukturen der Kommunikation in der neu zu gründenden WG noch VOR ihrer Gründung zu vereinbaren und zu begründen. 


Lieber XXXXXX, 

darf ich in Folge unserer "Reflektionen" zu den jüngsten Ereignissen in der WG "ungefragt" Fragen an Dich richten? 

Ich glaube von Dir verstanden zu haben, dass Du über viele Dinge nachdenken möchtest, wie zum Beispiel über die Umstände , wie man Verantwortung ganz generell für sich und für andere, ja vielleicht sogar für unser Zusammenleben, für unsere Gesellschaft an sich, übernehmen kann. Habe ich Dich richtig verstanden?

Wie aber stellst Du Dir den Weg vor, der Dich zu diesem Ziel führen soll? Noch viel wichtiger aber scheint doch die Frage: wofür willst Du stehen? Siehst Du Dich selbst in ein hierarchisches "Gerüst" gestellt, in dem Viele Einem zu folgen haben, Unwissende einem Wissenden, Machtlose einem Mächtigen? Oder fühlst Du Dich selbst geborgen in ein System hinein, das Gleiches mit Gleichem vergelten, aus sich selbst heraus wirken und "Weisheit, Liebe, Bescheidenheit, Hoffnung und Vergeben" (wie Du es in Deiner WhatsApp Nachricht von gestern so deutlich postulierst) vorleben möchte?

Wenn Du tatsächlich für Prinzipien oder "Ideen" mit Garantien für Würde, Respekt, Gleichstellung und "Mit- statt Gegeneinander" einstehen und diese Prinzipien vorleben möchtest, wo siehst Du Dich selbst (noch) hinter diese Prinzipien zurückfallen? Wo ist es Dir nicht gelungen, andere (in diesem Fall XXXXXX und XXXXX) mitzunehmen auf diesem Weg? Wo standest Du Dir selbst im Weg, wo hast Du ganz im Gegenteil gar dagegengewirkt?

Was habt Ihr Drei verabsäumt zu beachten? Wie konnte Euer Verhältnis dermaßen eskalieren, dass allein Du in der Wohnung verbleiben möchtest? Die beiden anderen frustriert "flüchten" müssen. Wo liegt Dein Anteil an diesem Misslingen? Bist Du gewillt, dort hinzuschauen und dafür Verantwortung zu übernehmen? Oder hast Du alles richtig gemacht mit Deiner Art und Weise zu kommunizieren? Wie verhält es sich konkret in Deiner Kommunikation mit den Garantien der oben definierten Prinzipien? Hätten Dir doch die Anderen nur "folgen" müssen und alles wäre gut geworden? 

Du siehst, viele Fragen. Auch ich bin gefragt und als Vermieter der Zimmer dazu aufgerufen, ein "System" der Kommunikation dort aufzurichten und zu etablieren. Hilf mir bitte damit, gemeinsam herauszufinden, was gefehlt hat in der aktuellen WG. Wo wurden Grenzen überschritten? Wer wagt es, sich selbst Fehler einzugestehen und Lehren daraus zu ziehen? Wie konnte es Euch geschehen, dass Ihr den Weg einer friedlichen Kommunikation verfehlt habt? 

Wenn Du damit einverstanden bist, würde ich mich zu meinen Fragen gerne mit Dir in einem weiteren Videocall austauschen. Ich denke, Du kannst mir zu Vielem neue Erkenntnisse liefern. 

Danke, mein Lieber 



2. Intervention:

Nach drei Tagen Besinnung:


Liebe XXXXX,
Lieber XXXXXX,
Lieber XXXXX,

Hier ist meine Entscheidung! 

Da ich in der Zwischenzeit von Euch allen die Zustimmung zum Entwurf meines 5-Punkte-Plans erhalten habe, fühle ich mich in der Lage eine Entscheidung treffen. Ich bedanke mich für Eure Bereitschaft hier mitzutun. 

Allerdings hat mich diese vorauseilende Bereitschaft doch sehr erstaunt und auch verwundert. Schon bald, nachdem ich die betreffende Email an Euch versandt hatte, habe ich mit erheblichem Widerstand von Eurer Seite zu rechnen begonnen, viel eher als mit breiter Zustimmung. 

Inzwischen sind 3 Tage vergangen. Diese (sehr kurze) Frist beabsichtigte ich uns zu geben, damit WIR rasch und ohne großen Zeitverlust zu einer Entscheidung gelangen können. Inzwischen habe ich einsehen müssen, wie vermessen und vorschnell ich meine Forderungen zum Ausdruck gebracht hatte.

Ich habe mich ohne Not selbst in Not bringen lassen. Wie konnte ich es zulassen, dass ich auch nur versuchen würde, mir anzumaßen EUCH bei der Bewältigung von Problemen gleich welcher Art "zur Seite stehen" zu wollen? Wäre das nicht mehr als selbstherrlich mit despotischer Attitüde einer Entscheidung von oben herab? Bester Ausdruck dieser "Selbstherrlichkeit" findet sich in Punkt 4 meiner "Faktenliste". Wieso sollte der rückwirkende Erlass von Mietenzahlungen eine GUTE Entscheidung gleich welcher Art bei und FÜR Euch herbeiführen? Ihr habt doch Probleme untereinander, was habe ich damit zu tun? Was hat Geld damit zu tun? Auf Euch selbst muss doch die Aufgabe zurückfallen, Probleme aus dem Zusammenleben zu gestalten und für Euch selbst im Ausgleich mit den anderen zu lösen. Und Problemlösungen sollten niemals mit Geld "erkauft" werden. Und können mit Methoden identitärer Betrachtung ebenfalls kaum gelingen. 

Eine nachhaltige Lösung kann allein von den direkt Beteiligten "erstritten" werden. Und ich kann und will mich nicht zu einem "Richter" aufspielen. Wie sollte ich gegen Dich, lieber Janis, gegen Dich, lieber Ashraf, entscheiden? Vielmehr will ich Euch weiterhin dazu aufrufen, eigene Sichtweisen aufzugeben und zu versuchen, die Bedürfnisse des Gegenübers hinter dessen Argumentation wirk-lich erkennen zu WOLLEN. Das fällt sehr schwer. Wir erleben dies doch ständig alle. 

Und so ziehe ich alle 5 Punkte meines "gut gemeinten und deshalb schlecht gedachten" Lösungswegs, der zudem weitere Problemfelder, die noch gar nicht sichtbar sind, öffnen würde, vollumfänglich zurück. Und muss Euch hierfür um Verständnis bitten; gerade auch weil mir inzwischen selbst Verständnis für meine eigenmächtige Anmaßung  abhanden gekommen ist. 

Also zurück zum Anfang. Euch allen steht frei, den Vertrag innerhalb der vertraglichen Fristen zu kündigen. Bitte seht ab sofort davon ab, mich zum "Kurzschluss" einer Entscheidung drängen zu wollen, zu der ich nicht befugt sein kann. 

Was aber könnte mein unsinniges Unterfangen noch positiv bewirken? Ich denke, die Antwort fällt eindeutig aus. Jede/Jeder für sich ist aufgefordert eigenständig für sich Verantwortung zu übernehmen. So ließe sich selbst im unsinnigsten Unsinn Sinn finden. 

Wer Rückzug braucht, der erbitte sich diesen doch von den anderen. Wer Auseindersetzung mit einem DU benötigt, weil er/sie diese Auseinandersetzung mit sich selbst nicht führen kann oder will, der erbitte sie sich doch von den anderen. Wer sich in Bedrängnis sieht, erbitte sich von anderen Hilfe. Ganz so wie ich hiermit Euch um Hilfe bitte, mir zu helfen aus der Schuld meiner "Selbstherrlichkeit" wieder herauszufinden, der ich selbst nicht mehr entkomme. Ich habe mich unbedacht zu etwas hinreißen lassen, dessen Wirkung ich fürchte. Vergebt mir diesen Anflug an Selbstermächtigung. Bitte! 

Natürlich will ich mich nicht verweigern, wenn Ihr mir schreibt und mir Eure Nöte anvertrauen wollt. Weiterhin seid Ihr herzlich dazu eingeladen. Aber erhofft bitte keine Lösung DURCH mich! Sucht und findet sie in EUCH. Miteinander und friedlich im Dialog. Ganz ohne Vorwürfe, Zuschreibungen und unsägliche Psychlogisierungen. Wir sind alle in Not. Alle suchen wir Heimat und Frieden. 

Setzt Euch (setzen wir uns) zusammen und tragt (tragen wir) Streit bitte miteinander aus, indem Ihr (wir) zuhören lernen ohne verstehen zu müssen! Weitere Bemühungen aus Euch selbst heraus unter einem frischen Ansatz sind wohl notwendig. Vor allem dann, wenn es dafür längst zu spät scheint! Der Erfolg wäre ungleich höher! 

Ashraf, Janis, Paula, Georg! Ich bitte Euch darum! Werdet bitte Eurer Selbstverantwortung gerecht!

Ich wünsche Euch von Herzen Mut für eine eigene Entscheidung. Ihr werdet ganz sicher eine Lösung FÜR Euch und MÜSST sie nicht GEGEN Euch finden. 

Liebe Grüße nach Berlin
Georg


PS: Ich lade Euch dazu ein, eine Hausordnung für die WG auszuhandeln und schriftlich zu fixieren. Ruhezeiten zu definieren. Bereiche abzugrenzen, die im gegenseitigen Einvernehmen und zum Schutz von Privatsphäre eingeführt werden. Bestimmungen, deren Einhaltung nicht kleinlich eingefordert, sondern mit  ausreichend Spielraum "gewährt" werden. Setzt Euch zusammen und somit auseinander. Setzt Grenzen. Setzt Verständnis ein. Und streitet in der Sache heftig, aber vom Ton her bitte immer friedlich und respektvoll. Das habt ihr doch selbst verdient und seid es den anderen daher schuldig. Eigenverantwortlich, indem Ihr auch die Verantwortung für Euch selbst gegenüber dem Mitbewohner einfordert und selbst vorlebt. 

Gerne will ich mich in diesen Prozess miteinbringen, falls gewünscht. 
Lösungsfindungen können von Aussen meditiert werden. Die Lösung selbst muss von Euch eigenständig erarbeitet werden. Wem das zuviel wird, dem bleibt die Kündigung. Auch das wäre keineswegs eine Niederlage sondern Aufbruch zu einem neuen Weg. 




Ausgangslage:

Ich wurde als Vermieter und Eigentümer einer Wohnung aufgerufen, für die Zusammensetzung einer WG Verantwortung zu übernehmen und eine Entscheidungen darüber zu treffen, wer von den Mietern in der WG verbleiben darf. In der vorhergehenden Tagen wurde mir von zwei Mietern zugetragen, dass Ihnen das Zusammenleben in der WG unerträglich geworden ist, wofür sie den dritten Mieter verantwortlich machen. Er sei psychisch auffällig ("narzisstisch gestört"), übergriffig und despotisch hinsichtlich der Einhaltung von Regeln in der WG. 

Daraufhin gab es eine online-Konferenz mit den drei Mietern um mir als Vermieter. Die eskalierte Situation im Zusammenleben und das Unbehagen aller mit dieser Situation wurde deutlich in der Runde formuliert und bestätigt. Eine friedliche Lösung nicht mehr denkbar. Eine Entscheidung von "Aussen" als Lösung sollte her. 




Liebe XXXXX,
Lieber XXXXX,
Lieber XXXXXX,

Ich habe Euch angekündigt, meiner Verantwortung als Vermieter der Zimmer der Wohnung, die ihr gemeinsam bewohnt, gerecht zu werden und diesbezüglich Entscheidungen zu treffen. Nicht weil ich dies gerne tun wollte, sondern weil ich mich durch Euren Streit, den Ihr scheinbar mit Hingabe und Lust eskalieren habt lassen, dazu gezwungen sehe. 

Ich habe wohl anzuerkennen, dass eine Verständigung zwischen Euch nicht mehr möglich scheint. Ein jeder von Euch (Paula, bitte sieh es mir alten Mann nach, dass ich diesen Text nur ungenügend gendergerecht formulieren kann) bleibt ganz bei sich und vertritt die eigenen "Gesetze", die er/sie für richtig hält. Das ist Euer gutes Recht. Und ihr verdient alle, jeder/jede für sich, in Euren Rechten respektiert zu werden.

Gemeinsame Ziele, Normen und Verhaltensregeln zu einem friedlichen Austausch miteinander zu erarbeiten ist Euch leider nicht (gemeinsam) vergönnt. Jeder/Jede kann dem/der anderen die Schuld gerne dafür "umhängen". An der Tatsache ändert sich nichts. Ich bin darüber sehr enttäuscht, hatte ich doch immer gehofft, dass die Generationen nach mir klüger sind und mehr "Herz" haben, als mir selbst vergönnt ist. 

Ich verschone Euch mit weiteren Metaphern und Analogien und werde mich im Folgenden um eine "faktische" Sprache bemühen. 

1.) Für eine Entscheidung, wer von Euch die Wohnung so bald als möglich zu verlassen hat, benötige ich notwendigerweise Eure Zustimmung. Jede/Jeden, die es betreffen wird, verpflichtet sich meine Entscheidung anzuerkennen UNTER VERZICHT AUF EINSRUCHSMÖGLICHKEIT. Ich halte die Frist von 3 Monaten bis zum Auszug für angemessen. 

2.) Sobald Ihr Punkt 1. zugestimmt habt, werde ich meine Entscheidung innerhalb von 3 Tagen bekannt geben.

3.) Mit Datum der Bekanntgabe läuft die 3-monatige Frist bis zum Auszugsdatum. 

4.) Die Miete dieser 3 Monate werden dem/den Betreffenden rückwirkend zusammen mit der Kaution erstattet. Bis zum Auszug ist die Zahlung der Miete fällig. Auf eine tageweise Abrechnung zum Auszugsdatum erkläre ich mich einverstanden. Ist eine/einer bereit, die Wohnung in dieser Frist aus freien Stücken zu verlassen, gilt diese Regelung desgleichen, aber nur innerhalb dieser 3 Monate. 


5.) Selbstverständlich gelten weiterhin alle gültigen Regeln des Zusammenlebens. Gerne könnt Ihr Euch bis zum Auszug des/derjenigen auf neue Regeln verständigen (Ruhezeit in den Gemeinschaftsräumen etc.)

Diese 5 Punkte-Regelung ist ein erster Entwurf, dem Ihr innerhalb einer Frist von 3 Tagen gerne widersprechen könnt bzw. sogar sollt. Ich werde versuchen, alle sinnvollen Ergänzungs- oder Änderungsvorschläge von Eurer Seite entsprechend einzuarbeiten. Ebenfalls gebunden an eine 3-tägige Frist. 

So, jetzt kehre ich zurück in meine eigene "Sprache", die sich nur ungern mit "Fakten" beschäftigen will. Nach wie vor will ich Euch dazu ermuntern, einen Weg des Dialogs zu suchen. Verständigung braucht die "Sprache des Herzens" , die einen Ausgleich sucht zwischen fremden und eigenen Interessen. Dies ist ein mühevoller und schwieriger Prozess, der wohl nur selten gelingen kann. 

Also, nichts für ungut. Angst in Corona-Zeiten macht eng. Darunter haben wir alle zu leiden. Aber geht bitte freiwillig raus aus den Umständen Eures Zusammenlebens. Nur so kann Gemeinsamkeit entstehen. Ich kann Euch zu Eurem Besten nur bitten dazu. Wer den Mut hat auf Veränderung gewinnt den Preis. Also raus mit Euch an die frische Luft! :) 

Liebe Grüße 

















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