Vom Studium zur Freude - Gedanken eines Vaters


Lieber XXX,

Als hätte es von meiner Seite noch eines "Startschusses" bedurft für Dich zur Aufnahme eines Studiums! So sei er ohne großes Getöse getan. Die Summe über XXX ist angewiesen. 

Nachdem Du nun mal "Gene" auch aus der nicht ganz einfachen Fiala-Familie - gar zu Deinem Leidwesen? - in Dir trägst, will ich Dir einige meiner Gedanken zu diesem Umstand zukommen lassen. Dein Großvater war im Berufsleben - und im öffentlichen Leben - Bar jeden Zweifels aüßerst erfolgreich. Trotz dieser Erfolge aber kommt selbst er nicht umhin, weiterhin grundsätzliche Fragen an das Leben zu stellen. Warum nur? Nun, geht es doch um nichts weniger, als Sinn am und im Leben (fast noch mehr aber hin zum Sterben gedacht!) schlechthin zu suchen und diesen Sinn im Erleben seiner selbst und gegenüber anderen in Frage zu stellen. Denn jede belebte Natur erlebt sich...selbst, vermutlich jedoch anders, als Diejenigen von sich selbst verschieden. Aus diesem Verschiedenen heraus sprießt und erwächst ganz natürlich Opposition zum Vorgefundenen. Aus dieser Opposition heraus, ließe sich, weil sie sich gänzlich unique in eine Singularität wandelt und unter günstigen Umständen, ein "Mehrwert" für sich und andere lesen. Daran allein misst sich so gesehen Erfolg, ohne das der "an Erfolg Reiche" jemals wirklich wissen kann, ob das Geschenk für sein eigenes, persönliches Leben ein Erfolg an sich ist! 

Schon die antike, vorsokratiache Philosophie wusste: "Das auseinander Strebende vereinigt sich und aus den verschiedenen [Tönen] entsteht die schönste Harmonie und alles entsteht durch den Streit.“ Heraklit: Fragmente 8[2] 

Allein dieser Frage sollte sich Leben widmen, damit es uns erfülle. In Fragen zu Gott, zur Natur, zur Ehe, zu Gemeinschaften, zur Technik wie zum Sport. 

Aber, mein geliebter Sohn, sei ganz gelassen. An Dir selbst gibt's keinerlei Zweifel. Ausser er lebt in Dir selbst. Dort kann er wichtig sein oder noch werden für Dich selbst; von aussen betrachtet verfehlte vermutlich sein Ziel. Weil keiner, verschieden von Dir selbst, wirklich verstünde, worum es geht. Ob's deshalb leicht wird für Dich und die Deinen? Wer vermag dazu eine Einschätzung? In der Erfüllung Deines Lebens allein wird es sich zeigen. 

Zum Abschluss meiner Gedanken an den Start ins Studium im Sinne von "Leben heisst Erleben" weitere müßige Sprüche von mir. Nimm sie an oder auch nicht. Beides ist gut; siehe oben: Opposition. Lass es Dir aber in jedem Fall und in jeder Phase deines Lebens gut gehen! So gut es eben gehen kann. Auf das allein möchte ich Dich als dein liebender Vater verpflichten. 

Für's Studium braucht's nicht viel mehr als allein Freude am Studium an sich; denn alles erfolgt originär aus Freude am Leben. Dass man wiederum in der Freude, die Freude am Leben selbst heiligt, wäre nur folgerichtig. Und damit wird auch dankbare Freude ein Geschenk des Lebens an das Leben. Ein Geschenk von Gott und eben auch an Gott, wenn man sich denn mit Lebensfreude selbst beschenkt weiß...

Alles erfolgt also aus Freude? Mitnichten! Studieren kann Zumutung, Zucht, und Ordnung auch meinen, immer abhängig vom eigentlichen Ziel des Studiums. 

Wem soll die Erkenntnis und der Erfolg aus dem Studium dienen? In der Beantwortung dieser Frage findet sich in extremum entweder die Anbetung eines Götzen oder aber die Furcht des lebendigen Gottes, der allein für unser Leben sorgen kann. 

In etwas abgewandelten Worten Heraklits ließe sich demnach formulieren: "Alles entsteht aus der Not heraus". Dieser Gedanke wird lebendig, wie wahr im Studium des Lebens. Wenig entsteht ohne Not...wie viel mehr aber durch große Freude! 

Du wirst's ja erleben. Freu Dich darauf!



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