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Es werden Posts vom März, 2021 angezeigt.

Kreuzgewölbe, zurück ins Leben gerufen

Melitta und ich betraten das Haus. Es war ein unbewohntes altes Haus, direkt an der befahrenen Straße hin zum Talschluss gelegen, das seine besten Jahre sichtbar schon hinter sich gebracht hatte. Von Bekannten hatten wir gehört, dass das Haus, wenigstens Teile davon, uralt sein müsse. Es wurde davon gemunkelt: spätes Mittelalter. Vielleicht gar aus jener Zeit, als sich der Zorn der hiesigen Gemeinde an den überzogenen Ansprüchen der Obrigkeit entzündet hatte und den ortsansässigen Pfarrer, als deren "Gesicht", im Nachhall seiner strengen Predigt in der Sakristei erschlagen hatte. Die Tat wurde in aller Härte gesühnt, dafür ein eigener Richtplatz eingerichtet und die vermeintlichen Rädelsführer im noch heute so genannten Galgenwald unten am Bach gehängt. Er liegt in unmittelbarer Nähe, keine 300 Meter vom Haus entfernt. Dort, oben am Wegesrand, steht heute, vielleicht als stille Zeugin vom damaligen Geschehen, eine Kapelle. Diese trägt den Namen des Hofes nebenan, den wir besi

In der Konzilsgedächtniskirche - noch in Entstehung

Der Ort Ein jeder Ort, dem man sich neuerlich nähert, hält Überraschendes bereit. Desto mehr noch, als die "Begegung" am Ort mit offener und wachen Anmutung vollzogen werden kann. Es lohnt den Versuch. Uns so wie es einst Mose geschah, als er das Feuer im Dornbusch erblickt hatte und dieses ihn selbst vollkommen ergreifen konnte, so kann sich in jedem autochtonen Raumgefüge eines Ortes - im kleinen wie im großen - jederzeit so etwas wie die Möglichkeit einer Offenbarung ereignen. Wenn man denn entsprechend auch gestimmt sein will. Oder sein kann. Oder gar sein muss ? An manchen Orten aber im Besonderen. Die Möglichkeit  an einem Ort "offenbart" sich dem Betrachtenden in seiner  Ers cheinung, im Prozess des Erscheinens . Das Aufleuchten   seiner Möglichkeiten kann sich geradezu zu etwas Heiligem, zum Sakralen hin wandeln. Sakrales, das in seiner Zeiterscheinung im Moment der Erscheinung zeitlos wird.  Der Ort, um dessen Erscheinen  es hier gehen soll, offenbart sich

Von Selbsterfahrung zur Selbstermächtigung

Am Anfang stand Unstimmigkeit. Zum Schluss versöhnliche Worte von Marcus Marschalek. Es war eine Zumutung für alle Beteiligten - PräsenzProben mitten in Zeiten einer Pandemie. Unsicher und ja, auch etwas widerborstig gestimmt, kam ich zu den Proben. Was sollte das schon werden; Theaterproben fest eingezwängt in ein strenges Hygienekonzept, versteckt hinter Masken, ohne zu sehen, wie Worte sich über Lippen formen? Wider Erwarten deutlich besser als ein widerständiges Apriori vorab vermuten ließ. Augen vermögen Sterne zu sein, wenn man nur einmal gezwungen ist, genauer hinzuschauen. Augen ohne Gesicht (Eyes without a face), aber wie viel Ausdruck darin!  Ich hatte mich neu adjustiert. Als Latexstrizzi ging der TOD so nicht mehr durch. Er war zu einer hybriden, armseligen Gestalt ohne Kontur verkommen. Wie sollte ich so eingekleidet gut spielen? So durfte ich nicht weitermachen; ich würde als TOD auf der Bühne selbst schneller sterben noch als FrauJEDERmann.  Heißt es nicht "Kleider

Wünsche für mein Patenkind

Lieber XXXX, Siebzehn Jahr! Herzliche Glückwünsche! Möge es das Leben immer gut mit Dir meinen. Es war kaum gestern - so fühlt es sich jedenfalls an -, dass Deine Eltern mich fragten, ob ich mir vorstellen könne Pate für Dich zu sein; ich nahm diese Bitte mit großer Freude an. Zeigte es mir doch, dass ich bei deinen Eltern einen Vorschuss an Vertrauen genoss. Mich machte dieser Umstand glücklich und hat für mich eine eminent wichtige Bedeutung. Wohl weit mehr als für Dich. Du bist damals zwarvsicher ebenfalls gefragt worden, ob ich Dein Pate werden solle; aber, wusstest Du damals in so jungen Jahren, weißt Du es jetzt, ob Patenschaft für Dich eine Bedeutung haben würde? Ich könnte vermuten: wenig bis keine wirkliche (im Sinne des Wortes). Bestenfalls würde die Entscheidung Deiner Eltern für mich, Dein Vertrauen auf die Eltern und das Deiner Eltern auf mich, kohärent sein. Wenige Jahre später wäre die Wahl vermutlich auf XXXXXX gefallen. Aber wer weiß das schon?  Jetzt ist XXXXX wohl De

Warum ein Blog?

Vermutlich geht es mir wie jedem Menschen, der Gefallen an seinen eigenen Gedanken, Worten und Taten finden möchte. Psychologisch gesehen ist ein gewisses Maß an gesundem Narzissmus diesem Unterfangen nicht abträglich. Um es als Ideom Paul Watzlawicks zu formulieren: "man kann nicht nicht ein Narzisst sein". Eine Behauptung, die zu hinterfragen wäre, noch mehr die empörte Scheinheiligkeit hinter einer Behauptung wie: "ICH bin kein Narzisst!" Es sind Aussagen wie diese, mit denen ich meine Blogs zu füllen gedenke. Man darf sich daran stören. Man solle sich daran stören. Denn Störung ist ein willkommenes Instrument jeder Betrachtung, jeder Inspiration. Und so will ich ungeprüft und assoziativ, frei heraus, ungeschminkt das sagen und erklären dürfen, was ich sagen möchte. Wobei mein ehrliches Bemühen, Worte und Stilmittel so zu benutzen, dass sich auch kein zufälliger Leser meiner Blogs belästigt, gar gekränkt fühlen soll. Sicher scheint, es wird mir nicht gelingen. E

Motivation zu meinem Blog

Ich betreibe seit 2020 einen Blog und veröffentliche seitdem in unterschiedlichen Zeitabständen eigene Gedanken zum Zeitgeschehen. Die Idee dazu entstand während einer intensiven Tour de Israël, genau genommen auf dem Sattel meines Rennrad und ist bald 10 Jahre alt. Damals war ich noch berufstätig, aber bereits auf der Suche nach einer sinnvolleren Lebensführung, die mich in meiner zweiten Lebenshälfte beschäftigen sollte. Nun ist es so, dass mich Fragen zu einer freien Gestaltung meiner Interessen retrospektiv bereits von Kindesbeinen an beschäftigten. Die Umstände wollten mich zunächst aber noch in klassischen Anstrengungen für eine respektablen Laufbahn binden; gleichwohl unter schmerzhaften Anstrengungen. Zwei "wilde" Ehen, zwar institutionell legitimiert, aber "wild" verlaufend, schenkten mir drei wunderbare Kinder und neben vielen schönen Tagen leider auch ebensoviel Missgunst, Streit und Unverständnis. Unter diesen Umständen wurde ich lange vor meiner letzten

Vom Fasten zur Schöpfung - neu gehört und unerhört - in progress

Fasten bedeutet Veränderung. Zunächst einmal, und geniun, Verzicht; bewusstes "Auslassen" von Alltag . Von Gewohnheiten, Gedankenspielen, Routinen. Abzulassen einmal wieder von dem, was wir in der Erfahrung des Lebens an "Wissen" angehäuft haben und was schal zu werden droht, wenn es nicht mehr "fließt". Wie Wasser , das zu lange steht, irgendwann "faul" wird, wenn es steht. Weil, wenn es fließt, ist in ihm schon längst wieder neues Leben entstanden ist, während wir, wo wir noch stehen, immer wieder von reinem, klaren Wissen sprechen, ganz so, wie wir es gerne sehen wollen ; und es deshalb für uns selbst und gegenüber den Anderen solange wiederholen, bis wir unser Wissen als festen Glauben wie in  Zement eingegossen wissen. Heißt aber glauben nicht, wenig bis nichts wissen?  Fasten. Zurücklassen. Umkehr. Neu leben.  Der Glaube an die Ewigkeit des Lebens aber entsteht, vollzieht und erschöpft sich in Kreisen, Zyklen und in zu Ende kommenden Proz