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Es werden Posts vom April, 2020 angezeigt.

Lifestyle eines Nomaden - Versuch einer Dekonstruktion

"Wenn der Vogel sein Nest verlässt, dann fliegt er; wenn der Mensch sein Zuhause verlässt, erinnert er sich",  war vor wenigen Tagen in einer Zeitung zu lesen (NZZ 27.04.2020 - Nikola Madzirov).  Diese  schöne Anapher   steht keineswegs im Widerspruch zur eher werbenden Anaphorik eines Möbelhauses; "Wohnst Du noch, oder lebst Du schon ". Weil in beidem zeigt die Vielfalt im Wesen unserer Lebensform. Menschen leben in städtischen Kulturen seit über 4.000 Jahren und benötigen existentiell wie essentiell Sicherheit in ihrer Versorgung aus regelmäßigen Erträgen der fruchtbaren Felder bäuerlicher Kultur. In unserer Zeit könnte längst - so scheint es zumindest mit den Möglichkeiten moderner, technisierter Kulturen - dieses Streben nach Sicherheit in den Hintergrund getreten sein. Exakt das Gegenteil ist der Fall. Sicherheit droht sich zum absoluten Diktum aufzuwerten. Ist das nicht paradox? Keineswegs, sind doch die uns bestimmenden Narrative ebenso alt wie die Men

Den Blitz geschaut

"Das Leben lebt, wir sind mal unten, mal sind wir oben". In diesen kurzen Worten im Gebet von Sören Callsen findet sich alle Wahrheit. Ein Leben ist geschaffen für Höhen und Tiefen. Der Einfluss darauf unverfügbar. Jedoch besitzen wir die Freiheit der Modulation. Daher gibt es Leben, das nach Punk klingt, nach Rock , nach Swing , nach Blues . Oder eben nach lieblichen Kantaten  oder  geistlichen Tönen . Mehr gibt es dazu kaum zu sagen. Jedoch: die Differenz liegt in der Erkenntnis. Die kommt bisweilen wie ein Blitz daher. Bildhaft bei  Zeus , dem Gott des Blitzes, ebenso wie bei  Thor , oder vergeistigt als Tetragram יהוה . Und so traf mich der Blitz der Erkenntnis vor wenigen Tagen. Mein Vater(Gott) sandte diesen Blitz. Überraschenderweise hatte dieser Blitz nichts Strafendes an sich. Er roch eher nach Bedürftigkeit von Seiten des Senders. Ich als Empfänger vermochte nach kurzer Blendung, in denen ich nichts sah, ausser für einen winzigen Moment tief in den Abgrund

Die Entscheidung. Wird sie uns treffen, oder wollen wir sie (gemeinsam) treffen? - Ein Tagebuch

Melite! o Melite!, himmlisches Wesen! beschwor einst der zeitlose Hölderlin seine Muse und sinnierte über das Licht des Südens. Freiheit, die er im Unerreichbaren suchte.  So blieb er, der das Leben nicht, wenn nicht in absoluter Freiheit träumen wollte, in seinem Dichterturm gefangen. Immerhin sah er ins Antlitz des tragischen Scheiterns und dichtete darob in lyrischer Hoffnung: "Wo aber die Gefahr ist, wächst / das Rettende auch". Er blieb Gefangener der eigenen Seele. Gleich wie wir alle, ein jeder auf die ihm zugedachte Weise. Hoffnung jedoch gibt es allein im Handeln, wandelnd und träumend im Turm. Bloßes Tun ohne Wandlung? Ohne die Hoffnung auf Erlösung vom Immergleichen? Nachdem der olympische Wettkampf den verdienten Sieger mit Lorbeer bekränzt, müssen sich die Verlierer neuerlich für kommende Wettkämpfe rüsten. Oder den Ort der Schande verlassen. Jetzt, meine geliebte Melite, in der Nacht, nach dem Tag der Entscheidung im Wettkampf der Generati

Eine kurze Geschichte von der Trauer zum Geschenk

Es gibt sie. Die Trauer, die mich, seit ich bin, überfällt. Oft aus dem Nichts. Sie ist mein frühester Begleiter. Und kam zu mir noch vor der ersten Erinnerung. Nie konnte ich sie fassen. Ich hatte zwar viele Vorstellungen von ihr. Keine davon traf aber wirklich zu.  Lag es daran, dass sie kein Gesicht hatte? Es muss wohl so sein. Denn, nach vielen Jahren schenkte sie mir einen Sohn. Er war es, der meiner Trauer ein Gesicht gab. Seitdem wandelt sich die Trauer. Sie lässt mir, seitdem sie sich zu erkennen gab, Handlungsspiel. Es sind heute Handlungen, die aus dem lebenden Gesicht der Trauer hervorgehen, mit denen ich anderen Seelen, die ebenfalls trauern, neue Hoffnung schenken kann.  Ich kann ihnen dabei helfen, dass sie das Gesicht ihrer Trauer erkennen lernen. So kann ich mich doch noch glücklich schätzen. Ich wurde zur Priesterin der Trauer. Und kenne ihren Tempel, an dem meine Gebete erhört werden. Dieser Tempel findet sich im süßen Angesicht meines Sohnes, dessen wilde und doch sa