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Es werden Posts vom Dezember, 2021 angezeigt.

Worte wie eine Spur aus Wolken

"Unsere Leben gehören nicht uns! Von der Wiege bis zur Bahre sind wir mit anderen verbunden, in Vergangenheit und Gegenwart und mit jedem Verbrechen und jedem Akt der Güte erschaffen wir unsere Zukunft." Wie oft hören oder lesen wir Worte, die uns berühren und so einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Nur unscheinbare Worte vielleicht, und wenn sie nachklingen, wieder und wieder, und nach und nach zu unseren Gedanken, und dann auch zu eigener Sprache werden. Als eine Botschaft, sich sich fest in unseren Herzen, so könnte man es nennen, verankert haben. Uns nicht mehr loslassen.  Wie der Satz oben aus dem Film Wolkenatlas .  "Unsere Leben gehören nicht uns!" Was, wenn wir wirklich "von der Wiege bis zur Bahre mit anderen verbunden" wären? Was wäre, wenn sich unser Leben in anderen Zeiten, vergangene wie künftige, schon etliche Male "ereignet" hätte? Ereignet, wie Worte "dahergesagt", die wir vermeinend früher schon einmal gehört haben,

pars pro toto

Es war ein Akt der Liebe. Ich habe den Widerstand nach langem Ringen aufgegeben. Was war der Auslöser, worin fand sich der Grund? Deine Erinnerung an die christliche Botschaft der Nächstenliebe, mit der Du mich zu verpflichten wusstest, meinen Widerstand endlich hintan zu stellen. Was in die eine Richtung funktioniert: müsste nicht der umgekehrte Weg ebenfalls eine Umkehr bewirken? Ich sehe Deinen Zorn auf mich.  Dein Entsetzen über meine Haltung dem Leben gegenüber. Deinen Widerstand gegen die Verkündung der Liebe aus der Geburt Christis, die ich als einzige Wahrheit anzuerkennen wage. Ich appeliere nunmehr an Dich als vernunftbegabtes Wesen. Bitte gib Deinen Widerstand gegen meine törichte Haltung des Glaubens auf. Stell diesen Widerstand hintan. Die Vernunft, die Dir zugänglich ist, das Wissen darüber, dass ich so idiotisch bin, nicht wissen zu müssen, aber glauben zu dürfen, diese Vernunft, die zur Liebe werden könnte, wenn Du mich endlich so ertragen lernst, wie ich nun mal unglüc

Abgeschieden: oder, was der Sturm freilegt

Lieber XXXXXXX, Wie geht es Dir? Es muss schrecklich sein für Dich. In dieser Situation abgeschieden zu sein. Wenn wir Dir irgendwie helfen könnten, dann täten wir das gerne. Und wenn Du, fatalistisch geschult, die Tage, an denen Dich per Gesetz niemand stören darf, (ausser der liebe Paolo, der dies mit aufmunternden Früchten natürlich zu Fleiß tat!), wenn Du also dies mit Langmut ertragen kannst; auch hier kannst Du auf unsere Hilfsbereitschaft zählen, die wir Dir allerdings vorenthalten müssten.  Denn, auch wir sind Abgeschiedene. Der ct-Wert aus dem zertifizierten Labor bewegt sich währnd meiner Abgeschiedenheit unverändert seit der erstmals gemessenen Positivität auf stabilem Niveau diesseits der Benchmark von 30. Und dieser Wert macht mich weiterhin unfrei und grenzt mich aus. Ich habe mittlerweile keinerlei Symptome mehr, ausser Niedergeschlagenheit (weil mich Quarantäne aus Prinzip zermürbt!) und Magenschmerzen (weil täglich einer Aspirinbrause ist dieser nie zuvor ausgesetzt wo

Mein Brief ohne Empfänger

Liebe XXXXX, Wollen wir versuchen, es noch einmal so zu machen, wie wir es machten, als wir Kinder waren? Als unsere famiäre Welt noch die Eine sein dürfte? Eine Welt, eine Familie. Als wir noch Kinder waren, die Welt offen schien und wir noch unversehrt? Wollen wir es wieder versuchen, was wir als Kinder so selbstverständlich füreinander taten?  Aber geht das, einfach so, jetzt da wir bereits vom Alter eingeholt und das Leben hier und dort zugeschlagen hat? Fragen ja, aber etwas wissen? Wollen wir statt Bestätigung nicht lieber nach dem noch offenen Raum.fragen? Was wünscht Du von mir? Was erwartest Du? Dass ich Dich noch liebe und schätze wie die Schwester wie damals, als wir klein waren? Als die eine Schwester, die ich hatte? Die mich nicht mehr sehen kann, weil ich ihr zuwider geworden bin? Aber sie ist die eine Schwester, ich habe keine andere. Darf ich nicht mehr hoffen? Doch, ich will es immer versuchen.  Dass ich Dich sehe, wie sehr Dich eine Erkrankung mitnimmt, ohne wirklich

Die Mitte, die altbekannte, ist's! - auch bei frauJEDERmann ändert ihre Wirkung alles

Ich versuche die Gedanken, die mich zu einer gewissen "Neubetrachtung" im Spiel des TOD in der zentralen Szene mit frauJEDERmann veranlassen möchten, hier etwas ausführlicher darzulegen. Es geht um die Erfassung und Beschreibung der emotionalen Beweggründe, die den TOD und frauJEDERmann in der bezeichneten Szene so führen lassen, wie sie  hier veranschaulicht sind.  Indem sich die Protagonisten in einen sehr persönlich ausagierten Wettstreit begeben, wird auch ihr innerer Gemütszustand zu heftiger Aufruhr gezwungen. Hier frauJEDERmann: selbstgewiss, eine Frau der Tat, die gegen jegliches Argument ein noch besseres parat hält. Streitbar und zielbewusst. Dort der TOD, auf der Bühne erst kürzlich, gewissermaßen als eine Art "verlängerter Arm" Gottes inthronisiert um auf Erden der frauJEDERmann den Tod zu verkünden. Ohne Widerspruch oder Aufschub soll der Tod über frauJEDERmann kommen; "es sei denn, dass Almosen und Mildtätigkeit befreund' ihr wären, und hilfsb

Innehalten auf der Bühne - Gedanken zur frauJEDERmann während der Pause

Was bleibt vom sommerlichen Theater rund um unsere frauJEDERmann nun im Winter zurück? Eine wohlverdiente Pause - sicherlich. Zum Winter, zur Adventszeit insbesondere, passt das Innehalten. Das Zurückblicken. Und der Blick in die kommende Zeit. Bis zum Sommer 2022, in der frauJEDERmann neuerlich auf dem Vorplatz der Rodauer Bergkirche auf die Bühne soll. Sooft ich selbst an unsere Aufführungen im vergangenen Sommer denke, bleiben meine Gedanken stets an einem Bild hängen. Team Grün hatte Pause. Einige Plätze in der vordersten Reihe direkt vor der Bühne waren frei geblieben. Gerti bat mich und Melitta diese doch zu füllen. Und dort aus unmittelbarer Nähe wurden wir eingesogen in das Geschehen auf der Bühne mit Macht. Team Rot war an der Reihe. Es geschah in der Szene, in der der TOD mit aller ihm verliehenen Macht frauJEDERmann nach langem Ringen endlich zu Boden werfen konnte mit seinen Worten: "Wo ich einen Mensch tu antreten, den schlag' ich auf sein Herz mit Macht!" Vo

Glauben ist keine Sache des Glaubens - Essay von Sebastian Ostritsch, NZZ 211211

Man brauche es sich nur vernünftig zu überlegen, dann entscheide man sich für Gott, sagt Blaise Pascal Essay von Sebastian Ostritsch, NZZ 211211 Wenige Tage vor dem ersten Advent des Jahres 1654, in der Nacht vom 23. auf den 24. November, wurde Blaise Pascal vom göttlichen Feuer erfasst. Durch eine mystische Gottesschau, die ihn an die Grenzen des Sagbaren und darüber hinaus führte, entbrannte seine Seele in der Gewissheit, dass Gott ist. Der Gott, der sich dem genialen Mathematiker, Physiker und Wegbereiter der Informatik offenbart hatte, war aber nicht das Abstraktum einer unpersönlichen höheren Macht, sondern der lebendige Gott des Christentums.  «Gott Abrahams, Gott Isaaks, Gott Jakobs, nicht der Philosophen und Gelehrten. Gewissheit, Gewissheit, Empfinden, Freude, Friede. Der Gott Jesu Christi»: Diese Worte schrieb Pascal auf ein Erinnerungsblatt, das sogenannte «Memorial», das er in seinen Rock eingenähtbis an sein Lebensende immer bei sich trug und das nach seinem Tod per Zufall

"Ja-Sagen zum Heiligen Fest" Gedanken zum Advent 2021

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Es ist uns zur lieben Gewohnheit geworden, stille Gedanken in der Adventszeit mit Euch zu teilen. In diesen Tagen wächst bei uns, wie damals in der Kindheit - wir denken das haben wir alle gemeinsam, und wie wohlig wir uns daran erinnern! -, immer noch die etwas naive Freude auf den bald erscheinenden Lichterglanz rund um den Baum herum, einen mit feinen Speisen bunt gedeckten Tisch; für uns alle in geselliger Runde. Auf die ganze Pracht einer weihnachtlich gestimmten Zeit. Mit einem Blick nur zurück auf das Geschehen damals im Stall von Bethlehem wollen wir es aber nicht belassen und wagen einen Ausblick in eine noch unbekannte Zukunft. Zu einer frohen und trostreichen Sicht auf diese, lassen wir uns gerne anregen mit kurzen und längeren Geschichten, von heiteren oft tiefsinnigen Reflexionen, die im Kalender Andere Zeiten  zum besseren Einstimmen auf dieses alljährlich sich wiederholende Mysterium zusammengestellt sind. So auch zu diesem Advent.          Die Worte im Text - abgedruckt

Impfpflicht in geisteswissenschaftlichem Anschauung - Valentin Weidmann, Gastkommentar in der NZZ

GASTKOMMENTAR in der NZZ Warum die Pandemie-Debatte nicht allein den «Experten» überlassen werden sollte Vertreter geisteswissenschaftlicher Disziplinen haben in der Pandemie-Debatte einen schweren Stand. Man hört lieber auf Naturwissenschafter. Dass nur Virologen befugt sein sollten, Vorgaben zur Pandemie-Bekämpfung zu machen, ist aber ein Trugschluss. Valentin Widmann 09.12.2021, 05.30 Uhr Die Pandemie-Massnahmen sind stark auf Zahlen fixiert – Tests, Impfraten, Infektionen, Hospitalisierungen, Todesfälle . Die Corona-Pandemie hat wieder Fahrt aufgenommen. Das Virus zirkuliert, die Zahlen steigen, und eine neue Virusvariante treibt ihr Unwesen. Und wieder dominiert ein szientistischer Monoperspektivismus den öffentlichen Diskurs. Zur Pandemie äussern dürfen (bzw. sollten) sich nur Virologen oder andere Angehörige einer einzelwissenschaftlichen Zunft. Dabei verdienen zunehmend andere Aspekte unsere Aufmerksamkeit. Wer das so frivol ausspricht, wird jedoch schnell desavouiert: Nichtvir