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Ein Gespräch über den Zugang zum "Kultubetrieb heute"

Ein weiteres Mal: Treffen im Wiener Kaffeehaus Prückl und im Anschluss daran ein Vortrag im Haus der Angewandten. Genauer, eine öffentliche Präsentation in Dialogfirm zum Thema Kulturbetrieb heute . Wie bereits in meiner Einlassung zum ersten Treffen dieser Art  Moderne inmitten eines kalten Winters  will ich versuchen, Eindrücke - und Gedanken darüber hinaus - meines persönlichen Empfindens dazu in Worte zu fassen. Der Dialog fand statt zwischen der Autorin und Malerin Teresa Präauer und dem Wiener Essayisten und Schriftsteller Franz Schuh. Wie aus der Einladung zum Gespräch ersichtlich, sollte es um "die schöne Frage, was denn Kunst sei...und wie ein Mensch in den Kunstbetrieb „hinein“ (kommen, und) welche Inspirationen und Schemata der Anerkennung existieren für (oder gegen) Künstler und Künstlerinnen und welche Rolle eine universitäre Ausbildung dabei haben...könne" ( Schuh https://tefe121a8.emailsys2a.net/mailing/131/7130048/9613015/f4575a8745/index.html ) Zunächst darf

Die Moderne - Mitte eines kalten Winters?

Kurzversion *Leidet das schicksalshafte Verständniss im westlich-abensländischen Kulturkreis an einer autochtonen Versuchsanordnung  von Denken und Sein? Seiner Philosophie und Ethik gemäß, die katholisch insinuierend, das Denken der Welt dingfest machen wollte? Von innen her ist die Dynamik seines machtvollen Soges für den gesamten Erdenkreis, vor allem auch in der Möglichkeit seines Zerfalls, spürbar. Kein Ausweg aus diesem Dilemma? Vielleicht durch eine moderate Änderung seiner Versuchsanordnung ?* Eine kleine - etwas abenteuerliche, jedoch keineswegs humorfreie -en  Betrachtung über das (sogenannte) unverfügbar Große Ganze . Mit dem Blick treffender Worte  für etwas , das lediglich in Worten verfügbar scheint; allein aus dem Umstand heraus, das alles denkbar ist, selbst jenes für uns Menschen an sich  Unverfügbare . Darüber nämlich lässt sich sehr wohl befinden, niemals jedoch, wie es der Begriff schon andeutet, deshalb verfügbar wird. Lediglich im momentum des Gedachten geworde

Von Menschen und Namen, und vergehender Zeit

Von Menschen und Namen, und vergehender Zeit Liebe Irene, Lieber Ernst, noch einmal ein großes Dankeschön für die Einladung zu den schönen Tagen, an denen sich unsere Familie wieder einmal um ihren "Ahnherren" versammelt durften. Die Tage wirken nach und werden ihre Wirkung noch lange behalten. Dazu fällt mir eine Geschichte ein, die seinen Ausgang nimmt in der Erzählung vom Mut eines abtrünnigen Soldaten, aber eigentlich berichtet über das Wunder der einfachen Mechanik auf dem Weg zum Geheimnis eines einzigartigen Automobils. Die Geschichte trägt sich zu bei der Suche nach einem neuen Armband für eine alte, verdiente seit vielen Jahren zuverlässig funktionierende Uhr, auf die Nanosekunde genau getaktet durch den Impuls einer Atomuhr nahe Frankfurt am Main. Eine mechanisch recht einfache, wenngleich fein gefertigte Uhr; ein Wunderwerk der Technik. In Hietzing findet sich ein Geschäft von Uhrmachern, die es dort seit k.u.k-Zeiten gibt. Weitergegeben vom Vater zum Sohn über vie

Tridische Tragödie als Ur-Mythos (i.p)

In der psychotherapeutischen Praxis steht die Suche nach dem Gelingen des Seins stets auf der Kippe. Die Sorgen und Nöte unserer Klienten sind schwerwiegend und wollen uns oft selbst befangen machen im Wirken von Übertragung und Gegenübertragung. Zwar versuchen wir Therapeuten uns methodisch zu schützen in sorgenvoller Abgrenzung zum jeweiligen Leid der Hilfesuchenden. Dennoch: das Leid selbst muss "durchbrechen", denn wie sonst ließe sich Leid begreiflich  machen? In gewissen Sinne werden Therapeuten angesprochen durch das Leiden anderer; Experten sind sie jedoch nur aufgrund eigener Leidensfähigkeit, und - trotz gegenläufiger Bestimmungen - deshalb Seelsorger. Seelsorger Anderer, gleichzeitig immer aber auch der ihrer eigenen Versehrtheit. Damit Leid zu (Mit)Leid werden kann, muss es zunächst seine Wirkung entfalten. Aus einem zunächst banalen "Spiel" erhebt sich die Sorge um das Sein zu einer Art Mythologem, das aus der Tiefe von Gefühlslagen konstitutiv Wesentl

Der Schleier des Nichtwissens; Bob Dylans lyrische Prophetie (i.p.)

Ein guter Redner zeichnet sich auch dadurch aus, dass er sein Thema auf den Punkt zu bringen vermag. Er will in den meisten Fällen Einverständnis zwischen sich und dem Publikum herstellen, man kann auch sagen "etwas auf den Punkt bringen", obwohl doch Wirklichkeit meist zwielichtiger, komplexer und widersprüchlicher ist, als wir sie gerne hätten. Dennoch ist es wichtig jener vieldeutigen Wirklichkeit voller Aporien und Widersprüche tragfähige Konzepte gegenübergestellen zu stellen, die den Anspruch an sich selbst haben müssen, "Wirklichkeit abzubilden" um ihr jene "Zerrissenheit" auszutreiben, die sonst weder konsensfähig noch erstrebenswert wäre. Aber wie verhält es sich nun mit der Wahrheit in Zusammenhang mit der hervorgerufenn Wirklichkeit? Wahrheit und Erkenntnis Wenn nun ein Redner sein Publikum dazu auffordert, sich seiner Betrachtung anzuschließen und (zum Thema) Einverständnis herzustellen, so bleibt meist der Wahrheitsgehalt "unterkomplex&qu

Der Rosenkavalier im Wandel der Zeiten (i.p.)

Bald tritt der Rosenkavalier im Geist Rodauns auf seine Bühne Es nähert sich die Zeit seiner Aufführung. Damit wird bald das, was zuvor in mühsamer Arbeit zusammengetragen worden ist, auf der Bühne "körperlich" zum Ausdruck gebracht. Was lässt sich vom Schauspieler, vom Zuschauer, vom ganzen Team in geistig-körperlicher Tiefe aus der Inszenierung lesen? Findet sich in ihm ein Traktat politischen Willens? Eine Proklamation? Etwa wie in der Neuinszenierung des Jedermann von Michael Sturminger in diesem Jahr in Salzburg? Dort wurde die Bühne wie selbstverständlich zur politischen Provokation genutzt (https://www.vienna.at/letzte-generation-stoerte-jedermann-in-salzburg/8200240) Oder haben die Autoren begriffen, dass auf der Bühne etwas viel Größeres verhandelt wird, was sich jenseits der Tagespolitik zuordnen lässt? Hofmannsthal's Vermächtnis steht dabei immerhin zur Verhandlung. Hofmannsthal scheute als Künstler die politische Bühne. So sehr war er Künstler, dass ihn das po

Die Hoffnung auf Unversehrtheit (i.p.)

Eine Betrachtung über den Glauben und die Sehnsucht "an eine unversehrte Welt" von Neugeborenen, Heranwachsenden, schließlich von Erwachsenen und über sie hinaus Jedes fühlende Wesen dürfte spätestens mit Beginn seiner Individualisierung, seiner Geburt, jene Spannung an sich "erleben", die fortan sein Leben tragen wird. Im Gegensatz zum Leben noch im Bauch seiner Mutter, die es nährt und schützt. Kann man das so sagen? Und braucht es nicht noch (viel mehr) Zeit, bis sich jene Spannung erst einmal aufbauen wird, die aus dem Sein an sich, aus dem (noch ungewissen) Werden heraus als Leben entwickeln muss? Wäre die Geburt, metaphysisch betrachtet, nicht eher ein lebenslanger Prozess, als lediglich ein punktueller Moment? Beginn der Individualisierung Versuchen wir es mit einer These! Kaum in die Welt geworfen, scheint sich für den Säugling fundamental alles zu verändern. Wie könnte man sich diesen Vorgang auch anders vorstellen? Der konstante Strom an Nahrungszufuhr mit

Über den Sinn der alten Schriften

"Im Anfang war das Wort". Es gibt wohl keinen Satz, der dem gesprochenen und aufgezeichneten Wortsinn mehr Wahrheitssinn verleihen könnte. Einschränkend muss allerdings hinzugefügt werden: dieser "Wahrheitsinn" betrifft nicht naturwissenschaftliche Erkenntnis. Allein das Sinnieren über Gesprochenes oder Geschriebenes an sich soll hier betrachtet werden, konkret hier als Möglichkeit der Bibelexegese, im weiteren Sinne jedoch auch jedweden "Sinngehalts in Wort und Schrift". Wir haben es dem französischen Jesuiten Henri de Lubac, einem der Begründer der Nouvelle théologie, einer französischen Aufbruchstheologie nach dem Zweiten Weltkrieg, zu verdanken, dass wir dem Sinn des Wortes einen tieferen "Deutungsrahmen" zubilligen können ( weiteres zu Henri de Lubac ). Es geht um das Verständnis von Geschichte, nicht allein in kritisch-historischer Betrachtung, sondern in einem "Vierfachen Schriftsinn", wie dies de Lubac bezeichnet. Er postuliert,

Egmont - Macht und Poesie

Als Dichter konnte sich Goethe im Spätsommer 1787 in Rom auf einem Höhepunkt seiner neu belebten Schaffenskraft fühlen, denn Anfang September war er mit dem »Egmont« fertig geworden. Es war eine unsäglich schwere Aufgabe, die ich ohne eine ungemessene Freiheit des Lebens und des Gemüts nie zu Stande gebracht hätte. Man denke, was das sagen unll: ein Werk vornehmen, was zwölf Jahre früher geschrieben ist, es vollenden ohne es umzuschreiben.  An dem Stück hatte er im Herbst 1775, in den Wochen vor der Umsiedlung nach Weimar geschrieben, weshalb denn auch das letzte Buch von »Dichtung und Wahrheit«, worin das Ende der Frankfurter Zeit und der Aufbruch nach Weimar geschildert wird, mit den kühnen und schicksalsgläubigen Worten Egmonts abschließt: Wie von unsichtbaren Geistern gepeitscht gehen die Sonnenpferde der Zeit mit unsers Schicksals leichtem Wagen durch, und uns bleibt nichts als mutig geSaßt die Zügel zu erhalten, und bald rechts, bald links vom Steine hier, vom Sturze da die Räder