Die Jahre 41 - 53 (1998 - 2010)

Im Laufe dieser "kopflosen" Zeit, mit wöchentlich gut und gerne nicht weniger als 70 Stunden Dauerarbeit, einer jungen Familie, die jede frei Minute absorbierte und einer Frau, die sich zunehmend in Berlin alleingelassen und fremd fühlen musste, dauerte es nicht mehr lange, bis sich der gemeinsame in zwei Wege aufteilte. Es war zwar durchaus üblich, dass die Kinder mit ihrer Mutter den reichtzeitigen Schulbeginn verpassten. Diesmal waren es bereits zwei Wochen, als ich mich genötigt sah, die Schulleitung zu informieren. Überraschend war jedoch die Überraschnung der Schulleitung: " Wir sind sind doch bereits von ihrer Stieftochter im Auftrag ihrer Mutter informiert worden, dass ihre Kinder nicht mehr nach Berlin zurück kommen!" Dorthin lief also der Hase.

Aber ebenso schnell wie das erste Luftholen wuchs in mir der stolze Kamm des Wiederstands. Meine Kinder fortgerissen von mir. Weit weg und ich ohne Eingriffsmöglichkeit des Unterhalts für sie und ihre Mutter. Zumal mir die Ferne zu meinem ersten Sohn immer wieder den Stich der Selbstsucht verpasste. Schon bald war über den deutschen Generalbundesstaatsanwalt die Rückholaktion der Kinder zurück zu ihrem gewöhnlichen Aufenthaltsort. Und das war Berlin.

Die Kinder waren vorbereitet. An einem frühen Morgen des aufstahlenden portugiesischen Frühlings 2007 forderte eine Einsatztruppe der Polizei in Begleitung des psychosozialen Dienstes Zugang zur 1- Zimmer Wohnung der Großmutter, in dem sie mit Tochter und Enkelkindern untergebracht war. Das Notwendigste musste rasch gepackt sein. Kurze Zeit später nahm ich vor einer Polizeitdienstelle meine Kinder in Empfang. Am gleichen Abend flogen wir zurück nach Berlin.

Es begann ein schöne, wenngleich auch fordernde Zeit des Alleinerziehens der Kinder und das Führen einer inzwischen aufgebauten Parkettlegebetriebs mit bis zu 10 Mitarbeitern, die ich in der Zwischenzeit vorausschauend so umgebaut hatte, dass ich sie größtenteils von einem Arbeitsplatz zuhause orchestrieren konnte. Im Frühling 2007 zog ich mit meinen Kindern aus einer 150qm überaus großzügigen, hellen Altbauwohnung in bester Berliner Kiezlage ins doch damals ziemlich herunter gekommene Alt-Moabit und in eine recht dunkle Ergeschosswohnung. Allerdings mit Zugang zu einem mit alter Ziegelmauer eingefriedeten Hinterhof. In der Mitte ein riesigen Bauschutthaufen.

Der Architekt in mir sah das Potential der Gesamtanlage bereits bei der Erstbersichtigung. Nachdem die zweite Ergeschosswohnung bereits über mehr als ein Jahr vergeblich gemakelt wurde, witterte ich die Chance. Ein Angebot weit unterhalb der Preisvorstellungen des Verkäufers erzielte den Kauf der zweiten Wohnung. Somit gehörte mir der Garten in Gemeinschaftseigentum zwar nicht, vor dem Kauf sicherte ich mir vorsorglich das Alleinnutzungsrecht schriftlich zu.

Nach zwei Jahren des Entrümpelns, des Einbringens frischer Muttererde enstand ein kleines Hinterhofparadies, das dem Verkäufer die Blässe ins Gesicht trieb.

Den Haushalt musste ich allein führen. Früh verpflichtete ich die Kinder zur Mithilfe. Mein erster Sohn war häufig mit uns. Um unseren kleinen Kreis mit Anstössen von aussen zu erweitern, wurden ein argentinischer Austauschschüler, einer meiner Neffen und der Sohn einer Freundin jeweils etwa für den Zeitraum von einem Jahr einquartiert. Dieser Umstand war ganz sicher eine Bereicherung für mich und meine Kinder in dieser intensiven Zeit.


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Hochzeit Max&Nadine

Der Schleier des Nichtwissens; Bob Dylans lyrische Prophetie (i.p.)

Der Teufel fährt aus frauJEDERmann - und ist doch noch nur eine vage Idee vom Geschehen...