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Es werden Posts vom August, 2022 angezeigt.

Hülle und Kern; Einheit in der Vielzahl (in Entstehung)

Suche ich Ruhe in der so geschäftigen Stadt, dann übergebe ich mich gern der bedächtigen Stille eines Kirchenraumes. Die mir geliebte Mittagsmesse im Stephansdom allerdings ist begleitet vom geräuschvollen Strom der Touristen, die zu Tausenden in die Kathedrale strömen und sie rasch, nach allzu hastigen Blicken, wieder verlassen. Wie anders hingegen die Stille zu Mittag in der Lainzer Konzilsgedächtniskirche! "Vielmehr habe ich besänftigt, habe zur Ruhe gebracht meine Seele. Wie ein gestilltes Kind bei seiner Mutter, wie das gestillte Kind, so ist meine Seele in mir", heißt es im Psalm 131 Vers 2. Die "Besänftigung" des Innersten, in dem uns göttliches berührt und das dieser Vers besingt; mir gelingt er in Wien nirgendwo besser als in der Kirche am Kardinal-König-Platz im Wiener Bezirk Hietzing. Beim ersten Betreten des weiten Zentralbaus quadratischer Zurichtung mag man zunächst ein wenig irritiert sein; zu sehr weicht der Bau, augetürmt aus massiven Quadern aus ra

Rausch der Geschwindigkeit

Vor rund 20 Jahren befanden wir uns im Rausch der Jahrtausendwende. Zeitenwenden wollen meist als markante Punkte, oder mit Christi Geburt gar als Zeitenwende, wahrgenommen werden. Man blickt zurück. Man blickt nach vorn. Das Leben gefriert zu einem Moment der Betrachtung, die die Zeit still stehen lassen möchte. Oder könnte. Jetzt, 20 Jahre später, lässt sich spüren, dass es tatsächlich im Geschehen der Geschichte Zeitenwenden geben muss. Oben genannt Christi Geburt. Das Recht auf Menschenwürde, eine in der jüdischen Thora "Gerechtigkeit vor Gott" genannte Utopie wird verkündet. Zwei Jahrtausende,  später wird in dieses Recht als individuelle, unverletzliche "Würde des Menschen" gegen absoluten Machtanspruch in die Präambel der UN-Charta als verpflichtend für alle Völker aufgenommen. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und des "Eisernen Vorhangs", schienen staatliche Ideologien ausgedient zu haben. Das "Ende der Geschichte" (Francis Fukuyama)