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Es werden Posts vom Juli, 2023 angezeigt.

Der Rosenkavalier im Wandel der Zeiten (i.p.)

Bald tritt der Rosenkavalier im Geist Rodauns auf seine Bühne Es nähert sich die Zeit seiner Aufführung. Damit wird bald das, was zuvor in mühsamer Arbeit zusammengetragen worden ist, auf der Bühne "körperlich" zum Ausdruck gebracht. Was lässt sich vom Schauspieler, vom Zuschauer, vom ganzen Team in geistig-körperlicher Tiefe aus der Inszenierung lesen? Findet sich in ihm ein Traktat politischen Willens? Eine Proklamation? Etwa wie in der Neuinszenierung des Jedermann von Michael Sturminger in diesem Jahr in Salzburg? Dort wurde die Bühne wie selbstverständlich zur politischen Provokation genutzt (https://www.vienna.at/letzte-generation-stoerte-jedermann-in-salzburg/8200240) Oder haben die Autoren begriffen, dass auf der Bühne etwas viel Größeres verhandelt wird, was sich jenseits der Tagespolitik zuordnen lässt? Hofmannsthal's Vermächtnis steht dabei immerhin zur Verhandlung. Hofmannsthal scheute als Künstler die politische Bühne. So sehr war er Künstler, dass ihn das po

Die Hoffnung auf Unversehrtheit (i.p.)

Eine Betrachtung über den Glauben und die Sehnsucht "an eine unversehrte Welt" von Neugeborenen, Heranwachsenden, schließlich von Erwachsenen und über sie hinaus Jedes fühlende Wesen dürfte spätestens mit Beginn seiner Individualisierung, seiner Geburt, jene Spannung an sich "erleben", die fortan sein Leben tragen wird. Im Gegensatz zum Leben noch im Bauch seiner Mutter, die es nährt und schützt. Kann man das so sagen? Und braucht es nicht noch (viel mehr) Zeit, bis sich jene Spannung erst einmal aufbauen wird, die aus dem Sein an sich, aus dem (noch ungewissen) Werden heraus als Leben entwickeln muss? Wäre die Geburt, metaphysisch betrachtet, nicht eher ein lebenslanger Prozess, als lediglich ein punktueller Moment? Beginn der Individualisierung Versuchen wir es mit einer These! Kaum in die Welt geworfen, scheint sich für den Säugling fundamental alles zu verändern. Wie könnte man sich diesen Vorgang auch anders vorstellen? Der konstante Strom an Nahrungszufuhr mit

Über den Sinn der alten Schriften

"Im Anfang war das Wort". Es gibt wohl keinen Satz, der dem gesprochenen und aufgezeichneten Wortsinn mehr Wahrheitssinn verleihen könnte. Einschränkend muss allerdings hinzugefügt werden: dieser "Wahrheitsinn" betrifft nicht naturwissenschaftliche Erkenntnis. Allein das Sinnieren über Gesprochenes oder Geschriebenes an sich soll hier betrachtet werden, konkret hier als Möglichkeit der Bibelexegese, im weiteren Sinne jedoch auch jedweden "Sinngehalts in Wort und Schrift". Wir haben es dem französischen Jesuiten Henri de Lubac, einem der Begründer der Nouvelle théologie, einer französischen Aufbruchstheologie nach dem Zweiten Weltkrieg, zu verdanken, dass wir dem Sinn des Wortes einen tieferen "Deutungsrahmen" zubilligen können ( weiteres zu Henri de Lubac ). Es geht um das Verständnis von Geschichte, nicht allein in kritisch-historischer Betrachtung, sondern in einem "Vierfachen Schriftsinn", wie dies de Lubac bezeichnet. Er postuliert,

Egmont - Macht und Poesie

Als Dichter konnte sich Goethe im Spätsommer 1787 in Rom auf einem Höhepunkt seiner neu belebten Schaffenskraft fühlen, denn Anfang September war er mit dem »Egmont« fertig geworden. Es war eine unsäglich schwere Aufgabe, die ich ohne eine ungemessene Freiheit des Lebens und des Gemüts nie zu Stande gebracht hätte. Man denke, was das sagen unll: ein Werk vornehmen, was zwölf Jahre früher geschrieben ist, es vollenden ohne es umzuschreiben.  An dem Stück hatte er im Herbst 1775, in den Wochen vor der Umsiedlung nach Weimar geschrieben, weshalb denn auch das letzte Buch von »Dichtung und Wahrheit«, worin das Ende der Frankfurter Zeit und der Aufbruch nach Weimar geschildert wird, mit den kühnen und schicksalsgläubigen Worten Egmonts abschließt: Wie von unsichtbaren Geistern gepeitscht gehen die Sonnenpferde der Zeit mit unsers Schicksals leichtem Wagen durch, und uns bleibt nichts als mutig geSaßt die Zügel zu erhalten, und bald rechts, bald links vom Steine hier, vom Sturze da die Räder