In der Konzilsgedächtniskirche - noch in Entstehung

Der Ort

Ein jeder Ort, dem man sich neuerlich nähert, hält Überraschendes bereit. Desto mehr noch, als die "Begegung" am Ort mit offener und wachen Anmutung vollzogen werden kann. Es lohnt den Versuch. Uns so wie es einst Mose geschah, als er das Feuer im Dornbusch erblickt hatte und dieses ihn selbst vollkommen ergreifen konnte, so kann sich in jedem autochtonen Raumgefüge eines Ortes - im kleinen wie im großen - jederzeit so etwas wie die Möglichkeit einer Offenbarung ereignen. Wenn man denn entsprechend auch gestimmt sein will. Oder sein kann. Oder gar sein muss? An manchen Orten aber im Besonderen. Die Möglichkeit an einem Ort "offenbart" sich dem Betrachtenden in seiner Erscheinung, im Prozess des Erscheinens. Das Aufleuchten seiner Möglichkeiten kann sich geradezu zu etwas Heiligem, zum Sakralen hin wandeln. Sakrales, das in seiner Zeiterscheinung im Moment der Erscheinung zeitlos wird. 

Der Ort, um dessen Erscheinen es hier gehen soll, offenbart sich dem flüchtigen Blick des Passanten an einem etwas unwirtlich zugigen Platz im Wiener Hietzing. Ein Platz im Stadtgefüge aus Häusern und Straßen (Trägt der Platz eigentlich einen Eigennamen?). 

Das Gesicht des Platzes findet sich in einem grauen, monumentalen Betonquader, spitzwinklig zurückversetzt zur Straßenflucht der Lainzer Straße. Noch vor hundert Jahren muss es hier Landwirtschaft und Weinbau gegeben haben. Jetzt ist der Ort aufgegangen in ein locker verdichtetes Stadtgefüge aus Mehr- und Einfamilienhäusern, vorwiegend aus jener Gründerzeit um 1900.

Es ist die Konzilsgedächtniskirche, die dem Platz seinen Namen uns sein Gepräge gibt, errichtet in den Jahren 1967/68. 


Seitlich ist das Solitär über eine umschlossene Brücke an das ehemalige "Schlössl" und den daran anschließenden Gebäudekomplex des Kardinal König Hauses angeschlossen. Rückwärts wird der Kirchenbau vom sogenannten Exercitienhaus (erbaut 1889) umhegt, das wiederum übers Eck mit dem Kardinal König Haus (1999 erbaut) verbunden ist.


Der Bau

Der Kirchenbau zeigt sich als mächtiges Solitär, aufgerichtet in fünf Reihen übereinander geschichteter roher Betonquader. Die einzelnen Blöcke selbst erscheinen in der Ansicht als Rechteck, übereinander mittig versetzt, an der Oberfläche mit grob wellenförmiger Textur. Aufgewühlt wie das Meer im Sturm.in großem Maßstab aber ruhig und sanft, erratisch wie gefrorene Zeit. Zusammengefasst geht das Grobe des Einzelblocks im Gefüge der vielen Blöcke in ruhiger Schichtung auf, umrahmt durch hellere Färbung eines glatten Gesimes und der Umfassung von Zugängen in den Kirchenraum hinein, die jeweils an einem der vier Ecken des Solitärs "wie aus dem Block gestanzt" wirken. Diese Wirkung wird verstärkt durch das "Durchlaufen" einer zweistufigen Treppe im Grundriss eines idealen Quadrats, das die Ecken an ihren Enden zu schließen vermag. 

Das Gebäude zeigt sich so verschlossen, fast unnahbar, aber lädt förmlich zum Eintreten ein. Wer diese Schwelle überschreitet, fühlt sich wirklich wie eingeladen.

Der Raum

So schwer der gebaute Raum Innen und Aussen voneinander trennt, so leicht wirkt seine Erscheinung vom Innen zum Aussen. Das Geviert des Raums wirkt nach oben hin offen. Sein Dach schwebt frei wie ein Baldachin über dem umschlossenen Raum. Licht fällt durch umlaufendes Oberlicht am Tag hinein, ist immer da, und strahlt bei Nacht hinaus, wenn SEINE Anwesenheit gefeiert wird. 








Zum Altar: "Gott ist der Herr. * Er ließ Licht für uns leuchten. 
Tanzt den Festreigen mit Zweigen * bis zu den Hörnern des Altars!" Psalm 118,27



Der Tempel

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