Rollentausch frauJEDERmanns

Theater ist wahres Leben. Was sich bis hierhin leicht als Allgemeinplatz entlarven ließe, entfaltet sich im Rollenspiel, im spielerischen Anlegen einer "tragenden" Rolle für das Stück, das "gespielt" werden soll, erst in seiner ganzen Tragweite.

Dabei stellen sich die immer gleichen Fragen. Auf der Bühne wie im Leben. Wie kann es mir gelingen, in eine Rolle zu schlüpfen, die so komplex ist, dass sie verschiedenste Interoretationsmöglichkeiten offeriert, dennoch aber so prägnant, dass sie verständlich und konsistent "gelesen" werden kann. Unterforderung lähmt den Willen des Betrachters zu betrachten, Überforderung ebenso. Nur im Erreichen eines rechten Maßes kann sich Spiel zu so etwas wie Kunst entfalten. Das rechte Maß ist Kunst. Im Leben. Auf der Bühne. 

Wie aber konkret soll ein Darsteller dieses Ziel erreichen? Welche Rolle steht ihm/ihr am besten zu Gesicht? Mit welchen Mitteln kann die Rolle wirksam "verkörpert" werden? Unabhängig vom Sujet, vom Text, von der Regieanweisung, von der Rolle an sich bleibt dem Darsteller der Ausdruck mittels seines "Körpers", sowie die Leidenschaft, dem "Pathos" im Spiel seiner Rolle.

Aus dem Umstand heraus, dass wir zur gegenseitigen Absicherung das Stück in zwei Teams, gewissermaßen in zwei eigenen "Körpern" erarbeiten, ergeben sich Chancen und Schwierigkeiten. Wie frei darf die Interpretation der einzelnen Rollen auf die jeweiligen "Körper" der Darsteller, wie fest muss die Fessel auf Texttreue und Regieanweisung angelegt sein? Allzu starke Fesseln lassen wenig Freiheit zur "Entfesselung" individueller Talente zu, eine zu freie Interpretation birgt die Gefahr, dass das Stück doch sehr in unabhängige Einzelteile zerfiele, quasi fragmentiert würde. 
Auch hier gilt es das rechte Maß zu finden. Im Leben. Auf der Bühne. 

Exemplarisch sollen diese Zusammenhänge hier für Rolle des BOT/TOD angedeutet werden. Aus der intensiven Beschäftigung mit der Realisierung eines glaubwürdigen "Rollenspiels" wurde dieser Doppelrolle im Regiebuch ein recht strenges Korsett angelegt, in dem der BOT von einem willfährigen Beamtentyp, der Aufträge, im Sinne der Erledigung einfachster Aufgaben, blind und treu erledigt, zu einem (Aus)Führungsorgan unbedingten göttlichen Willens mit eigenem, frei angelegten Kompetenzspielraum, mutieren soll. Innerhalb weniger Szenen und kürzester Textbausteine soll dieser Tranformationsprozess glaubwürdig dargestellt werden.

Nun müssen sich die jeweiligen Darsteller fragen, mit welchen Mitteln sie dieses Ziel zu erreichen suchen. Und hier bleiben Ihnen die Mittel aus oben Gesagtem. Sie verfügen über Ihren persönlichen Körper, Ihren Ausdruck darüber, ihre Stimmen, Mimik, Gestik, Utensilien aus Kleidung und Gegenständen mit denen sie hantieren. Kurz gesagt über die Möglichkeit individuellen Rollenspiels. Und natürlich und vor allem: dem Gegenpart aus individuellem Rollenspiel der jeweiligen frauJEDERmann und anderer Rollen im Stück. Auf der Bühne ganz wie im Leben. 

Und so gesehen wird eines klar ersichtlich: BOT und TOD im jeweiligen Team MÜSSEN individuelle Rollen spielen dürfen! Streng angeleitet durch das Korsett der Regie, aber frei im individuellen Ausdruck! Auf der Bühne. Wie im wahren Leben. 

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