Rede Hochzeit M&N

Eine Rede zur Einstimmung auf die Hochzeit vom 1. Juli 2023 in Altenfelden, Oberösterreich.


1. Willkommen

Ein herzliches Willkommen zur Hochzeitsfeier von Max&Nadine!

Darf ich mich als erstes vorstellen?
Max und ich, Georg, sind Cousins, Cousins, ersten Grades, beide väterlicherseits.

Und ich darf heute den Zeremonienmeister für diese Feier geben! Es war ein Wunsch Max&Nadines zu ihrer Hochzeit. Mit großer Freude komme ich ihrem Wunsch heute nach und will uns mit einigen Gedanken auf die gleich folgende Zeremonie für das Eheversprechen einstimmen! 


2. Freie Hochzeit

««Ihr werdet heute Zeuge einer freien Hochzeit. Herausgelöst aus der altehrwürdigen und heutzutage etwas angestaubt erlebten Sakralität von Kirchenräumen, sollen die Wünsche unseres Brautpaares nach selbstbestimmter Spiritualität besser abgebildet sein. Ich hoffe, ihr alle seid wohltuend neugierig darauf, wie sich M&N ihre Hochzeitsfeier wünschen. Wir drei haben uns vor einem Monat hier im Garten, genau an dieser Stelle viele Stunden, verteilt auf drei Tage, zu Gesprächen zusammengesetzt, um die Zeremonie das Drumherum festzulegen.»»


3. Schutz von oben

Hier im Garten ist ein Schirm aufgespannt. Ein Schirm, der über uns und allem hier schwebt. Seht's Ihr den auch? ... Weshalb werden Schirme aufgespannt? ... Richtig, wenn Ungemach von oben droht; die Sonne vom Himmel brennt, oder es nass zu werden droht von oben. 

Ich hab einmal gehört, dass das Aufspannen eines Schirmes in früheren Zeiten auch ein metaphorisches Zeichen von Macht war. Wenn zum Beispiel zu Feierlichkeiten über dem großen Herrscher vor den Augen seies Volkes ein Schirm aus Palmwedeln oder Straußenfedern gehalten wurde. Dann galt dieser Herrscher als Günstling der Götter. Von Gott geschützt und daher selbst Repräsentant Gottes auf Erden. Die von oben verliehene Macht wäre zunächst als ein sekundärer Aspekt zu verstehen. Primär dient uns hier der aufgespannte Schirm in seiner symbolischen Bedeutung als Schutz von oben. Schutz vor bedrohlichen Mächten. Oder aber Schutz vor der Zukunft, in die wir nicht hineinsehen können. Und die uns ohne den Schutz von oben um einiges mehr noch Sorgen bereiten würde.

Ich persönlich würde mich gar versteigen zur Behauptung, würden wir uns weniger um die unbekannte Zukunft scheren, lebte sich's weit unbeschwerter im Allgemeinen!

Mit dieser Haltung empfiehlt es sich deshalb auch in die Ehe zu gehen. Es kommt meist anders als man denkt!


4. Nachdenken über "große Dinge"

««Das Nachdenken über die unbekannte Zukunft jedenfalls scheint nicht sonderlich lohnenswert. Und wen das noch nicht genug frommt, der könnte sich darüber hinaus ergötzen an Worten reiner Poesie Rainer Maria Rilkes:

"Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen,
die sich über die Dinge ziehn.
Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen,
aber versuchen will ich ihn.

Ich kreise um Gott, um den uralten Turm,
und ich kreise jahrtausendelang;
und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm
oder ein großer Gesang."


5. Konkreter Raum - Einfaches Sein
 
Ein großer Gesang? Ein Falke? Ein Sturm? Schöne Worte, erhabene Worte, keine Frage. Das Nachsinnen darüber wird kommen, gewiss, aber kommt doch erst mit der Zeit. Jetzt aber, hier und heute, an diesem Tag, soll sich nichts sinnlich-poetisch Erhabenes , sondern ganz Konkretes ereignen; Zwei geben sich ihr Wort und werden eins! Max&Nadine werden eins, indem sie sich in Liebe einander verschenken wollen. Sie wollen Ja sagen zueinander, aus freien Stücken, hier im Garten, unter dem Schirm, der ihnen Schutz gewährt.»»

Was sich jetzt schon sagen lässt, ist der Zugang zum Sein, dem sich Max&Nadine verschrieben haben. Gemeinsam, in den acht Jahren seit ihrer ersten Begegnung. Ihr Zugang zum Sein findet sich in der Fülle der Elemente, aus denen wir schöpfen. Erde, Feuer, Luft, Wasser. Die Erde, auf der wir stehen und die uns trägt. Das Feuer, das uns Wärme spendet und Energie liefert. Energie für das Feuer unserer Leidenschaften, die uns immerhin mit dem Mut zur Liebe rüstet!. Die Luft, die wir atmen und die die Glut unserer Liebe füreinander immer wieder aufs Neue entfachen möge! Für euch, liebes Brautpaar, aber auch für uns, die wir eure Liebe füreinander heute bezeugen. Und schließlich der Segen des Himmels, der als Regen über uns niedergeht - heute zum Glück nicht! -, Wasser, das uns täglich erfrischt und in gewissem Sinne immer auch wieder füreinander zu reinigen versteht - wie der Landregen unsere Landschaft.

Ihren Dank für diese irdischen wie himmlischen Gaben wollen Max&Nadine gleich anschließend an meine Worte rituell feierlich zum Ausdruck bringen. Für sich und für uns.
 
6. Das Versprechen

Max, tätig als Schmied und Schiffer auf der Donau, Nadine, im Wesen ganz Kräuterfee - schaut sie Euch nur genau an, wenn sie gleich als Braut mit Max durch dieses Tor in unsere Mitte treten wird! - Hüterin ihres Hauses, die ihre Töchter in Güte zur eigenen Freiheit ermuntern möge; Ihr gemeinsames, und je eigenes Werk ist hier vor Ort zu sehen. Hier finden sie ihre persönliche Freiheit im Zugang zu den Elementen. Man kann das spüren hier im Garten unter dem Schutz des Schirmes. Vielleicht nicht gleich im ersten Moment. Dazu müsste man hier verweilen. 

««Hier im Garten, vor dem Haus, eingefasst von Geschmiedetem feiner Machart; und über allem trohnend der aufgespannte Schirm, wie das weite Firmament; von Max&Nadine ins Werk gesetzt als übermächtige Skulptur! Und wer weiß, ob diese Skulptur nicht auch einer weiteren, gänzlich anderen Metaphorik dient; etwa, wenn man in ihr eine Allegorie auf das Licht erkennen mag; das Licht, das die Nacht nicht scheut und deshalb in uns und für uns und durch uns leuchtet. (Als Schutz vor Finsternis, die das Licht nicht erfasst). Wir sollten Max fragen, oder Nadine. Nur sie können uns Aufschluss darüber geben. Denn sie haben es aus den Elementen ins Werk gesetzt.

"Ihr Werk" ist ihr Weg, der sie nun endgültig durch dieses Tor neben mir führen wird, hinein in die wachsenden Kreise, von denen Rilke in Poesie zu uns sprach. Ein Weg, der sie nun vor uns ganz real zusammenschmieden wird! Hier in ihrem "heiligen" Hain.

Hier wird der Zugang zu den Elementen"Gegenstand" ihrer Betrachtung des Seins. In ganzer Tiefe seiner Symbolik: "heilig" 
 
7. Überleitung

So, nach diesen Worten, die mir noch reichlich unsentimental bei der Vorbereitung zugefallen sind, möge aller Verstand nun unserer Anteilnahme weichen für Max&Nadine, unserem Hochzeitspaar; Ihnen und uns zur großen Freude!

Nochmals ein herzliches Willkommen an alle, verbunden mit der Einladung aktiv mitzutun! Unsere Feier wird musikalisch begleitet von Susanne und Mathi, den Trauzeugen Karin für Nadine und Florian für Max und schließlich auch durch uns Anwesende als Zeugen der Trauung.

Bitten wir jetzt also das Brautpaar herauf zu uns, in unsere Mitte!
(Zeichen an die Musiker für das erste Lied)





SZENISCHER ABLAUF DER ZEREMONIE 

TEIL B 
Einzug des Brautpaars

Dauer: 5-10min

"You missed your bus that night
When life went from wrong to right"

You are the sun - Hurricane Love

Max und Nadine treten durch das Tor und bleiben vor dem Steinkreis stehen. Ich begrüße Euch und frage zur Einstimmung und Lockerung "War schon ein weiter Weg bis hierher? Seid's hoffentlich auch a bisserl nervös, oder?" Ihr antwortet oder schweigt vielsagend lächelnd.

"Wollt ihr uns etwas dazu erzählen,  warum ihr das soeben gehörte Lied gewählt habt?" Aus dieser Frage entspinnt sich eine kurze Rückschau auf Eure erste Begegnung im Trialog (Warten auf den verpassten Bus) über das anfängliche, aus jetziger Sicht vorgezogene "Poltern" in Eurer jungen Beziehung, und das endgültige Ankommen von Nadine auf dem Hof (mit der Geburt von Helena?)

❓Zwischendurch eine Wortmeldung aus der großen Runde (nach Blickkontakt mit M&N)

Lilli liest Ihre Wünsche an Euch und für Euch vor (nach meiner Aufforderung: "Lill, willst Du etwas sagen?)❓


TEIL C 
Betreten des Steinkreises und rituelle Handlungen

Dauer: 10 - 15min?

Georg: "Nachdem Ihr durch das Tor geschritten seid, darf ich Euch bitten, den nächsten Schritt zu tun und den Kreis zu betreten."

Max&Nadine: „Wir (wollen) heiraten unter freiem Himmel, in der freien Natur, und von Anbeginn der Menschheit sind Steinkreise als geschützter Raum für das Durchführen von Ritualen genutzt worden. 
Wir haben in unseren Schutzkreis hier symbolisch die 4 Elemente platziert, um uns somit auch vor den in allem wirkenden Kräften zu bekennen. Feuer, Erde, Wasser, Luft – und das fünfte, (die) alles vereinende, ist die LIEBE.“

Georg: "Bevor nun das Brautpaar rituelle Handlungen zu ihrem Versprechen füreinander vollziehen wird, will ich noch eine Frage in die Runde richten: Sollte jemand gegen den Eheschluss berechtigte Einwände vorbringen oder etwas hinzufügen wollen, so möge er jetzt sprechen und sonst für immer schweigen!"

❓Eine passende Geschichte zur allgemeinen Erheiterung?❓

Zu Beginn der rituellen Handlungen gebe ich ein Zeichen die Musik anzuspielen.

❓Wäre hier nicht ein Wortspiel schön, gebildet aus dem Text des Liedes und Eurem Eheversprechen? Etwa: "Als Frau/Mann, die/der ich für Dich sein werde, gebe ich Dir alles, was ich hab'!" Mit diesem Wortspiel würde, szenisch passend, ein Spannungsbogen zwischen dem Gedicht Rilkes ("wachsende Ringe"), dem Versprechen ("ich werde für Dich sein, Dir geben"), symbolisiert durch die Gaben der Erde, und der Zusage (für die Ewigkeit - "jetzt und für immer bin bin Dein Mann/Deine Frau), symbolisiert mit dem Tausch der Ringe.❓


TEIL D
Eheversprechen und Tausch der Ringe
Dauer: ca 5 min
 
 
Letzte Frage vor dem Eheschluss
 
Bevor der letzte Schritt in die Gemeinschaft Eurer Ehe mit dem Tausch der Ringe offiziell vollzogen wird, würde ich gerne bei allem Ernst süffisant an Euch noch eine Frage aus dem Volksmund richten dürfen, ob Ihr Euch vollen Bewusstseins wirklich binden wollt, denn: "Liebe macht blind, wenn man verheiratet ist, sieht man bald wieder!"

Ihr könnt darüber lachen, darüber reden wollen, oder allenfalls auch prosaisch antworten: "ja, denn «unsre Seele ist wie ein Vogel, dem Netz des Jägers entkommen; * das Netz ist zerrissen, und wir sind frei." (Psalm 124,7) mit dem lustvollen Zusatz, "damit Du Georg auch noch einen Deiner geliebten Psalmen loswerden darfst", worauf hoffentlich herzlich gelacht wird!
 
 
Besinnung (ca. 20 sec)

Bevor die Ringübergabe stattfindet, wende ich mich nochmals an alle Gäste mit den Worten: "Nachdem jetzt alles vom Brautpaar getan ist, den Ehebund zu begrüßen und zu begründen, wollen wir gemeinsam kurz noch einmal innehalten, um uns zu besinnen. Um in unserem Herzen nachzuspüren, welche guten Wünsche wir bereit sind, dem Brautpaar auf ihren gemeinsamen Weg mitzugeben; schließlich soll jeder Wunsch einmal auf den Schenkenden selbst zurückfallen! Halten wir also inne für einen kurzen Moment."
 
 
Ringübergabe

Dann geht unsere Zeremonie weiter mit dem Ruf an Eure drei Töchter die Ringe zu bringen, Helena mit den Ringen, am besten auf rotem Brokat gebettet, geht voraus, die Ihr, betont bedächtig, einander aufsteckt. (Ihr könntet den angesteckten Ring auf der Hand des jeweils anderen zärtlich küssen, ganz wie es Euch gefällt) 

Nadine (beim Aufstecken) "Jetzt bin ich Deine Frau!"

Max (beim Aufstecken) "Jetzt bin ich Dein Mann!"
 
 
Der Kuss

Dann sage ich in die Runde, dass wie in allen guten Märchen, Prinz und Prinzessin sich gleich küssen werden. Und fordere alle lächelnd dazu auf, sich nicht zurückzuhalten und anschließend an Euren Kuss, diesen ebenfalls an ihre Begleitung zu wagen und gebe ein Zeichen, die Musik einzuspielen. 

"Küssen kann ich nicht alleine,
und ich sag' dir auch den Grund.
Küssen geht auf keinen Fall alleine,
denn dazu brauch' ich nen and'ren Mund."


Teil E. Auszug des Brautpaares

Dauer: <5min

Nachdem das Küssen "vollbracht" ist, fange ich an zu applaudieren, worauf die Gäste ganz sicher in meinen Applaus einfallen werden. Währendessen gratuliere ich Euch und bitte dann nochmal um Aufmerksamkeit und sage:

"Zum Schluss unserer Feier wird gleich ein Lied (ein Song) von Ray Charles erklingen, mit einem sehr guten Motto, das Eure Ehe, und uns alle, begleiten möge: 

When you are in trouble and have no friend
You should know I'll go with you until the end
Everybody asks me how I know
I'd smile at them and say, "They told me so". (Auf Euch dabei deutend, blicke ich in die Runde)

Und dann weiter feierlich: "Jetzt habt Ihr, lieber Max Du, liebe Nadine auch Du, Euch den Bund für das Leben gegenseitig versprochen. Mögen der liebe Gott, alle Engel und Heilige, irdische wie himmlische, aus der Welt, in die unsere Verstorbenen uns bereits vorangegangen sind, Euch schützen. Nehmt also die Verantwortung für Euren Bund, von Herzen liebend, so fest und sicher wahr, wie Ihr ihn seit acht Jahren schon einüben durftet. Auch wir Anwesende sind auf immer Zeugen Eures Bundes. Tun auch wir alles dafür, Euch auf diesem Weg, frei von eigener Absicht, mit Rat und Tat in Beistand zu stehen."

Kurze Pause

"Denn jetzt seid Ihr für immer und ewig und in ganzer Verantwortung füreinander...Mann und Frau!"

Applaus!

Ein Zeichen an die Musiker das "Halleluja" zu spielen 





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Quellensammlung zum Fest:


You Are The Sun
Hurricane Love
"You missed your bus that night
When life went from wrong to right"


Alles, was ich hab
“Und ja, fürwahr, nicht alles an mir ist wunderbar.
Doch solang wir leben, will ich geben, was ich hab!“

Küssen kann ich nicht alleine
Max Raabe
Küssen kann ich nicht alleine,
und ich sag' dir auch den Grund.
Küssen geht auf keinen Fall alleine,
denn dazu brauch' ich einen and'ren Mund.


Hallelujah, I Love Her So
Ray Charles
When I'm in trouble and I have no friend
I know she'll go with me until the end
Everybody asks me how I know
I smile at them and say, "She told me so."


Über die Freiheit, aus dem Katechismus:

"Die Freiheit ist die Macht, zu handeln oder nicht zu handeln, und so selbständig willentliche Handlungen zu setzen." 1744

“Die Freiheit kennzeichnet die eigentlich menschlichen Handlungen. Sie macht den Menschen für willentlich gesetzte Taten verantwortlich“ 1745

"Das Recht, seine Freiheit auszuüben, ist eine von der Menschenwürde untrennbare Forderung, besonders in religiösen und sittlichen Belangen." 1747



"Liebe macht blind, wenn man verheiratet ist, sieht man wieder!"


"Unsre Seele ist wie ein Vogel dem Netz des Jägers entkommen; * das Netz ist zerrissen, und wir sind frei." Psalm 124,7

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