Entrechtung des Landes

Es ist noch gar nicht solange her, als sich plötzlich alles zu ändern begann. Die Bauern, hoch oben auf der Anhöhe mit Blick weit ins Land, sahen sie nicht kommen. Aber sie hörten sie. Die Maschinen aus der Stadt, die sich ins Land fraßen. In ihr Land. In ihre Weite. In ihr Verstãndnis der bäuerlichen Kultur, das sie seit Generationen ernãhrte und formte.

Es sollte noch Jahre dauern, bis der Schaden, mit dem die maschinelle Verwertung der Stadt das Land ûberzog, seine ganze Macht offenbarte. Mit immer neuen Vorschriften und Neuregelungen ûberzog der stãdtische Allmachtsanspruch das bãuerliche Leben. Preise wurden diktiert. Juristische Spitzfindigkeit entwertete Jeden und Alles. Indem sie damit begannen akribisch alles nachzurechnen und jeden nach wissenschaftlich-biometrischen Parametern zu bewerten. Milchpreis. Reproduktionsrate. Flächenzahl. Steuerlast.

Heute fallen die Stãdter ein wie Heuschrecken. Sie nehmen offene Grenzen nicht wahr. Alles soll ihnen dienen. Wie Diebe kommen sie selbst mitten in der Nacht. Trotz deutlich formuliertem Hinweis, die Regeln des Anstands zu beachten und sich vor der Invasion zunächst durch Gesicht und Sprache vorzustellen; die Stãdter verstehen davon nichts mehr. Sie wollen Land. Sie suchen Besitz an Dingen, von denen sie selbst doch nichts mehr verstehen.

Was aber wird bleiben?




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