Haus der Träume

Der Architekt hat es wirklich schwer. Er muss bauen. Muss Erzählungen lauschen. Innenliegenden Träumen den Weg zur Welt offenlegen. Architektur ist vom Wesen her Hebammenkunst. 

Was sich so leicht liest (altgriechisch ἀρχιτέκτων architékton „oberster Handwerker, Baukünstler, Baumeister“; aus ἀρχή arché „Anfang, Ursprung, Grundlage, das Erste“ und τέχνη téchne „Kunst, Handwerk“), ist höchste Kunst. 

Der wahre Architekt verinnerlicht Träume sosehr vom Ursprung her, dass seine Hand zu skizzenhaftem Tun geführt wird. Damit daraus sich planbares Gut entwickle und dieses sich in vielen kleinen Schritten schließlich in Material gießen ließe.

Was sich in der Natur über sehr lange Zeiträume in großartige fast idente Abläufe eingeprägt hat, ist bei der Geburt von Träumen und deren Wandlung in ein Haus allerhöchstens künstlerisches Schaffen.

Die Geburtswehen daher heftig. Das "Kind" ist fremd. Riecht neu. Fehler zuhauf. Mühen wie Geld verbrannt. Träume zerstört. Der Architekt gleichwohl. Er tröstet sich bestenfalls mit neuem, gleichermaßen vergeblichem Bemühen. 

Was hilft? Nichts als Natur und Kultur selbst. Die niemals in ihrer Entfaltung an ein Ende kommen dürfen, weil sie ansonsten ihr Ziel verlören. Wie das Kind wird das Haus wachsen. Risse erhalten. Das Leben feiert seinen Einzug. Das Haus nimmt seine Erzählungen auf. Warum die Tür hier. Das Fenster dort. Der Baum an dieser Stelle dort draußen. Das Haus fügt sich und wehrt sich. Und es wird älter. 

Der Architekt wird, wenn er zu seinem Haus einmal zurückkehrt, erkennen, wie sehr er sich selbst geändert hat. Wie er selbst gealtert ist. Manche seiner Kinder sind gefällig. Für manche muss er sich vielleicht gar schämen. 

Hat seine Kunst das Zeug Zeit zu überdauern? 





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