Rosen im Schneegestöber

Es war eine Nacht im Advent. Etwas hatte sich verändert. Wir spürten es sofort, noch bevor wir unsere Augen öffneten. Da war es wieder. Endlich. Das Gefühl, das wir kennen, seitdem wir Kinder waren. Während wir noch tief und fest schliefen, musste es sich ganz leis und still in unser Schlafzimmer gestohlen haben. 

Wohlig spürten wir ihn schon, immer noch träumend. Den Frieden, der uns meist um diese Zeit wie von Zauberhand.umfängt. 

In der Nacht zuvor noch war es klirrend kalt, die brennenden Kerzen löschten wir schon früh am Abend; es zog uns zur Bettstatt unter die wärmende Federdecke. Die letzten Gedanken verflüchtigten sich mit dem Eintauchen in den Schlaf und in Erwartung auf eine glitzernde, große Erscheinung aus schlohweißem Bart über rotem Rock. 

Schon hatte sich diese friedliche Stille eingestellt. Sie ergriff uns wie so oft, wenn die Hoffnung wie warmes Leuchten zurückkehrt. Langsam, neugierig, wie wir es vor Zeiten schon im Kindesalter waren, öffnen wir unsere Augen. Alles - in der heimeligen Wärme drinnen, wie auch draussen in der kühlen Luft vor unseren Fenstern - ist ganz plötzlich verwandelt und hat nun eine stille friedliche Stimme. Himmlisch. Weiß. Es schneit. Der erste Schnee! 

Prachtvoll und wunderbar leicht hatte er sich wie feiner Puder über eine Welt aus Rosen gelegt. Weihnachten leuchtet jetzt schon hell. Für uns, wie für alle Kinder, durch weit geöffnete Tore wie Schneegestöber in unsere Herzen mitten hinein. Und liegt dann als Geschenk im Schein der Kerzen unter dem Baum.


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