*Unfertiger Entwurf* - Absicht und Programm von "Keno-Therapie"

Schlaglichter und Kernabsichten zu KenoTherapie:

- antidogmatisch
- phänomenologisch
- ergebnisoffen
- lösungsorientiert
- anthropologist, autopoietisch
- permissiv resilient
- Wirklichkeitsnah
- umherschweifend, bunt
- suchend, maieutisch


Als wichtigste Aufgabe sehen wir, jeden Menschen, der zu uns kommt, denen wir begegnen, Respekt und Würdigung seiner Person entgegenzubringen. Unabhängig davon, ob es im Setting einer therapeutischen Begegnung oder ganz allgemein im Leben stattfindet. Dieses Vorgehen, besser Zulassen, hat keinen zeitlichen Beginn (und somit auch kein Ende), es soll aber prozessual Raum für Würde und Person entstehen lassen. Grundvoraussetzung für diese gelebte Utopie sehen wir im Zulassen des Gegenständlichen, mit allen seinen Störungen, ebenso wie die Sphären des "Unverfügbaren". Wir glauben unbedingt an das sogenannte Gute in uns Menschen und wollen diesem positiv gestimmten Empfinden durch einen maieutischen Ansatz Geburtshilfe leisten. Wobei dies stets so verstanden sein soll, dass sich Geburtshilfe aus sich selbst heraus vollziehen soll. Diese Hoffnung speist sich aus dem Umstand, dass auch die Geburt eines Kindes im höchsten Maße ein autopoietischer Prozess ist, dem bestenfalls Hilfestellung geleistet werden kann. Auch hier wollen wir uns von dem Lebensgeschenk Selbstwirksamkeit leiten lassen und deren Wirksamkeit als therapeutisches Erleben in seiner personalen Dimension prozessual erfahrbar machen. 

Der Begriff des Guten im Menschen verdient mehr als nur Supervision bzw. Intervision. Dass das Gute im Menschsein angelegt sein soll, erweist sich nämlich bei genauer Betrachtung rasch als Binsenweisheit, wenn das Gute nicht entsprechend meditiert ist. Wieviel Leid und Unglück erzählt uns die Geschichte, wenn der Mensch (in Verbindung mit Macht) sein Gutsein absolut setzen darf! Homo hominis lupus. Der Mensch ist des Menschen Wolf. Er selbst allein kann diesem Geist nicht "wölfischen" Urgrund kaum entgehen und benötigt nach Martin Buber unbedingt das DU zur Erlösung seiner eigenen Selbstansprüche! Dieses Lösende und Erlösende erfahren wir bestenfalls in friedlich gestimmter Begegnung, in der das erste Wort "Willkommen, mein Haus ist Dein" lautet und in der das letzte Wort "Friede sei mit Dir" bereits nachhallt. 

Wichtig scheint hier dem Begriff Unverfügbares noch ein wenig Fleisch zu geben. Das Unverfügbare ist weder ein Geheimnis (sehr wohl geheimnisvoll), auch kein "neuer Bund" (eher eine Art Versicherung im Sinne eine Versicherung über das Selbst - Fühlen, Spüren, Träumen) oder dergleichen, es postuliert sich aus dem Gegenentwurf zum wissenschaftlich-technischen Verständnis des "aufgeklärt denkenden" modernen Menschen, dem alles zugänglich, also verfügbar sein soll. "Gott ist tot" heißt es seit Friedrich Nietzsche, der menschlichen Vernunft scheint kein Geheimnis mehr NICHT zugänglich. Alles soll nach modernem Verständnis "klar belegbar" sein, daher muss es auch gänzlich verfügbar sein, so daß Credo des modernen Bewusstseins. 

An dieser Stelle greift Keno-Therapie, indem sie durch ihre Methodik - und mit Blick auf die Ausgewogenheit der menschlichen Natur! - dem technisch-vernünftig Verfügbaren das geistig-spirituell Unverfügbare zur Seite zu stellen versucht. Dem klar-hellen Verstand wird das eher trüb-dunkle Verständnis anheim gestellt. Dem Wissen Gewissheit, dem Relationellen "fühlende" Sicherheit, der Behauptung festen Glauben, der Sehnsucht wieder Hoffnung usw. 

Allen "Selbstverständlichkeiten" versuchen wir etwas Neues abzugewinnen, lieb gewonnene Denkgewohnheiten zu entschlüsseln und zu überprüfen, Narrative anders als gewohnt zu erzählen.

Wer dies weniger als ein pures Vergnügen als ein Mehr an Arbeitsamkeit interpretiert, dem darf Recht gegeben werden. Grundsätzlich wird dem Keno-Teilnehmer immer Recht gegeben. Denn - wie sonst wären seine/ihre Ansichten sonst möglich? Alles, was in der Therapie wahr-genommen wird, ist auch "wahr". In der Reflektion dieses "Wahren" ergeben sich vielfältig neue Möglichkeiten, die Neuinterpretationen zulassen; so die Erfahrung des Therapeuten. "Keno" wirkt dabei quasi als eine Art Medium, das den Ereignisraum erst wirk-lich "lebendig" macht. Die Wahl des Mediums bleibt frei, kann changieren und pulsieren. Gearbeitet wird mit Metaphern und Assoziationen, mit Pradoxien und Provokationen, in Einzel- und Gruppengesprächen, mit Spazierengängen und Wanderungen, in Träumen und Hypnosen.

Einbezogen werden "Aussenräume", die sich in der freien Natur, in Übertragungen und Gegenübertragungen, in sogenannten Introjekten und Projektionen zeigen, also unbedingt alles, was sich im Prozess offenbart und was von den Teinehmenden "mitgebracht" wird. Ursprung, Wesen, Fortschritt und Ziel der Therapie soll stets auf den "Erbringenden" als Referenz bezogen bleiben. 

Unbedingt erforderlich und notwendig ist eine Abgrenzung zur Psychotherapie jedweder Form. Nämlich dort, wo sie zur Behandlung "seelischer Erkrankungen" dient. Diese ist in der Keno-Therapie nicht vorgesehen und wird unbedingt an diesbezüglich autorisierten Stellen in Absprache mit dem Betroffenen weitergeleitet. 

Unverfügbares macht sich bemerkbar, sobald Gefühle ins Spiel kommen. Gefühle entstehen in uns selbst, oft vor allem dann, wenn wir uns versuchen, von Ihnen zu entkoppeln. Wut, Scham, innerliche Leere, Stolz, Witz, Betroffenheit, Angst, überschäumende Freude, Glücksempfinden, sind Ausdruck und aüsserliche Zeichen innerer Zustände. Sie sind ständiger Begleiter und niemals nicht vorhanden. Sicherlich, es gibt vielerlei Techniken und Bemühungen dieser Herr zu werden. Meditation, Atemtechnik, Yoga, Schweigen, Gebete. Übungen "leer" zu werden gibt es ohne Zahl. 

All diese Zusammenhänge sind nicht anzufechten. Sie sind Bedingung und Resultat selbstbestimmten Lebens und als solche unbedingt zu würdigen. Jedoch, es handelt sich um Übungen. Üben will gelernt sein.

Verfügbares erledigt sich heutzutage mit moderner Technik gewissermaßen auf "Knopfdruck" und folgt naturwissenschaftlicher Erkenntnis. Unverfügbares lässt sich lediglich spüren und bleibt daher eher "dunkel". Dieses als "Instanz" oder einfach als Gegebenheit anzuerkennen will erarbeitet werden, man kann sich ihm nur so weit nähern, wie man bereit ist sich selbst "zurückzulassen". Dennoch: Unverfügbares bleibt Unverfügbar und "wirkt" als pures Leben aus sich selbst heraus. Man kann versuchen den Ursprung des "sich selbst" zu erspüren. Wie es etwa einst Mose erlebt hat, als er sich dem brennenden Dornbusch genähert hat, wie uns die Alten Schriften glauben machen möchten. 

Da die Instanz des Unverfügbaren im Numinosen, in religiösem Kontext beheimatet ist, muss die Keno-Therapie hier Enthaltsamkeit üben. Nicht die Suche nach Überirdischem, nach Gott oder Gottheiten, ist ihr Inhalt. Verpflichtet ist sie allein dem "kognitiven Erfolg". Sie will nichts ausschließen, aber auch nichts bevormunden. Kognition hat vielerlei Ausprägungen. Alle sind willkommen, dürfen erspürt und erforscht werden; keinesfalls aber dürfen sie instrumentalisiert werden. Hierauf ist unbedingt und jederzeit zu achten. Nichtsdestoweniger verbleibt ein Prozess, ein Wagnis; etwas noch Unbekanntes, das als noch Dunkles ans Licht strebt. Vorsicht bleibt immer geboten. Jeder Schritt will überprüft und hinterfragt sein, wohin er führt und wo man sich gerade befindet. Das ist die eigentliche Arbeit des Keno-Therapeuten. 


Besser als ein Licht

Ich sagte zu dem Engel,
der an der Pforte des neuen Jahres stand:
Gib mir ein Licht, damit ich sicheren Fußes
der Ungewissheit entgegengehen kann.
Aber er antwortete:
Geh nur hin in die Dunkelheit,
und leg deine Hand in die Hand Gottes!
Das ist besser als ein Licht
und sicherer als ein bekannter Weg. (Aus China)




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